Wien - Nach dem am Freitag endgültig abgesegneten Postbus-Verkauf an die Bundesbahnen muss die staatliche Beteiligungsholding ÖIAG nun selbst ordentlich Gas geben. Geht es nach Finanzminister Karl-Heinz Grasser, muss die ÖIAG 2003 eine Sonderdividende in der Höhe von 200 Millionen Euro an das Bundesbudget abliefern. Ähnliche Überlegungen gibt es wie berichtet für die Nationalbank. Zuletzt hatte sich Grasser für heuer 100 Millionen Euro aus den Rücklagen der fünf bundeseigenen Wohnungsgesellschaften geholt. Grasser-Sprecher Matthias Winkler wollte gegenüber dem Standard den Betrag der ÖIAG-Sonderdividende nicht bestätigen, sehr wohl aber die laufenden Verhandlungen. "Das, was ich kenne, ist die Diskussion darüber." Ebenso wird ÖIAG-intern diskutiert, wie der weitere Privatisierungsfahrplan ausschauen soll. Bei der ÖIAG- Hauptversammlung im Frühsommer hatte Grasser als Eigentümervertreter der Republik noch in Abrede gestellt, dass bis Ende der Legislaturperiode mehr als die Telekom Austria privatisiert wird. Gleichzeitig hat Grasser mehrmals kundgetan, dass die ÖIAG bis Ende 2006 aufgelöst wird, sprich alle ihre Beteiligungen verkauft werden. Erwartet werden Einnahmen zwischen zwei und drei Milliarden Euro, je nach der weiteren Entwicklung an der Börse. Rückzugsplan In einem Entwurf eines "Unternehmenskonzeptes" der ÖIAG wird nun der Rückzug der Staatsholding aus ihren Beteiligungen an der OMV, der Post, der VA Tech und von Böhler-Uddeholm sehr wohl schon für das kommende Jahr skizziert. Bei der Telekom Austria hängt alles vom zeitlichen Ausstieg der Telecom Italia ab. Dieser verzögert sich, da die TA-Aktie an der Wiener Börse nicht vom Fleck kommt. Beispielsweise ist bei der OMV geplant, zwischen 2003 und 2004 zehn Prozent der ÖIAG-Anteile (derzeit 35 Prozent) in Abstimmung mit dem Syndikatspartner IPIC aus Abu Dhabi an einen Finanzinvestor zu verkaufen. Zehn Prozent bei OMV In der OMV-Zentrale hieß es dazu: "Wir ziehen es vor, wenn sich die ÖIAG im Zuge einer Kapitalerhöhung oder einer Fusion unsererseits mit einem Unternehmen in Zentraleuropa zurückzieht. Das wäre wesentlich kapitalmarktschonender." Bei der Post ist angedacht, 2003 oder 2004 einen "strategischen Partner unter Berücksichtigung des österreichischen Kapitalmarktes" hereinzunehmen. Beim sanierungsbedürftigen Anlagenbauer VA Tech wird ebenfalls ab 2003 (bis 2005) der Verkauf der ÖIAG-Anteile an einen strategischen Partner oder Finanzinvestor erwogen. Bei der AUA ist zwischen 2004 und 2005 eine Kapitalerhöhung geplant, bei der die ÖIAG nicht mitzieht, um ihren Anteil von 39,7 Prozent zu reduzieren. Zwischen 2005 und 2006 würden die restlichen Anteile an einen Fonds mit Österreich-Bezug verkauft, um die Luftverkehrsrechte nicht zu gefährden. SP-Widerstand Makulatur dürfte das ÖIAG- Konzept sein, sollte es zu einem Regierungswechsel mit SP-Beteiligung kommen. Nicht nur der ÖGB hat massiven Widerstand gegen das "Verscherbeln" der Paradeunternehmen angekündigt, auch SP-Chef Alfred Gusenbauer betrachtet die ÖIAG nicht als "Ausverkaufsagentur". Ein terminlich festgelegter "Zwangsverkauf" könnte fatale Folgen haben, verweist die Arbeiterkammer auf den TA-Börsengang 2001, der ohne Rücksicht auf das damalige Börsenumfeld erfolgt sei. Verkauft hat die ÖIAG indes das Gebäude der Staatsdruckerei um 13,8 Mio. Euro an eine Immobilienfirma. (Michael Bachner, Luise Ungerboeck/DER STANDARD, Printausgabe, 7.9.2002)