Venedig - Wenige Tage vor Abschluss der Filmfestspiele in Venedig hat der neue Festivaldirektor Moritz de Hadeln eine Reform der Biennale gefordert. "Ich würde nur weiterhin Festivalchef bleiben, wenn ich das Gefühl hätte, dass in Venedig die Modernisierung der Organisation und der Infrastruktur tatsächlich durchgeführt würde", sagte de Hadeln. De Hadeln war über 20 Jahre lang Leiter der Berlinale und ist erst vor wenigen Monaten zum Festivaldirektor in Venedig ernannt worden, allerdings zunächst nur mit einem Ein-Jahres-Vertrag. "Ich möchte aber nicht als Feuerwehrmann hier bleiben, nur um das Festival jedes Jahr erneut zu retten." Vergleich mit Berlin "In Berlin etwa gibt es ein hochorganisiertes Festival, in Venedig dagegen zu viel Improvisation und eine veraltete Bürokratie. Venedig braucht dringend ein Gesichts-Lifting." Dies habe auch der neue Festivalpräsident Franco Bernabe erkannt. "Und wir sind in sehr vielen Dingen gleicher Meinung", fügte de Hadeln hinzu. "Man könnte auch mit weniger Geld sehr viel mehr Effizienz erreichen." Zur diesjährigen Auswahl der Filme meinte er: "Man kann nicht mehr ein Festival konzipieren, wie man es in den 70er Jahren getan hat, nämlich hauptsächlich mit Autorenfilmen." So hätten es etwa amerikanische Verteiler "bedauert, dass der Goldene Löwe in den vergangenen Jahren nicht mehr den Wert hatte, den er haben sollte". Publikumswirksame Filme Heute bedürfe es bei Festspielen eines sehr viel breiteren Spektrums. "Dazu gehören auch publikumswirksame Filme." Das müsse nicht bedeuten, dass bei der Qualität Abstriche gemacht würden. "Aber hinter jedem Film steht ein Produzent und ein Verteiler sowie das Interesse, auch an den Markt zu kommen." Er habe für die diesjährige Filmauswahl "sehr viel Komplimente bekommen". Die Aufgabe der Jury, unter den 21 Wettbewerbsbeiträgen den besten zu bestimmen, werde sehr schwierig werden. "Ich bin froh, nicht in der Jury zu sein." Die Preise am Lido werden an diesem Sonntag verliehen.(APA/dpa)