Paris - Frankreichs Sozialminister Francois Fillon hat am Freitag eine Regierungsverfügung vorgestellt, die die Anzahl der jährlich erlaubten Überstunden von gegenwärtig 130 auf 180 anhebt. Faktisch können die Arbeitnehmer dadurch bis zu 39 Stunden die Woche eingesetzt werden. Die Verfügung wird bereits diesen Herbst in Kraft treten und eine 18-monatige Geltungsdauer haben, betonte Fillon gegenüber den Sozialpartnern. Der Lohn für die Überstunden beträgt 25 Prozent mehr als der herkömmliche Stundenlohn. Das Dekret soll am 18. September vom Ministerrat genehmigt werden. Am Donnerstagabend betonte Fillon im französischen Fernsehen "France 2", dass die Unternehmen noch dieses Jahr in den Genuss einer Sozialabgabenkürzung von "etwas mehr als 15 Mrd. Euro" kommen werden. Binnen 2005 wird die Abgabenkürzung "knapp 21 Mrd. Euro" erreichen, so der Sozialminister. Die Kosten dieses Nachlasses werden laut Fillon durch das Staatsbudget finanziert. "Mein Ziel ist es, allen Berufskategorien die Möglichkeit zu geben, auf freier Verhandlungsbasis die Anzahl der Überstunden und deren Bezahlung festzulegen", sagte der Minister und fügte hinzu: "Das Dekret soll den Unternehmen die Möglichkeit geben, schnell zu handeln, aber wir wollen dadurch auch die Verhandlungen anspornen." Dennoch behalte sich die Regierung die Möglichkeit vor, ein Abkommen auf eine gesamte Branche auszudehnen. "Wenn eine minderheitliche Gewerkschaft ein Abkommen schließt, das nicht vernünftig ist, dann kann es die Regierung nicht anwenden", so Fillon. Der Minister bezeichnete es weiters als "nicht exakt", dass man durch die neue Regelung zur 39-Stunden-Woche zurückkehrte. "Die 35 Stunden bleiben die gesetzliche Arbeitszeit", betonte Fillon und fügte hinzu: "Wir glauben, dass die 35 Stunden keine gute Idee waren, weder für die französische Wirtschaft noch für die Lohnempfänger." Die gesetzliche Arbeitszeitverkürzung war unter der Regierung des sozialistischen Premiers Lionel Jospin (1997-2002) eingeführt worden.(APA)