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Putin beim Abendessen mit seiner Familie

Foto: APA/Itar-Tass
Moskau - Die russischen Medien betrieben eine Zeit lang einen regelrechten Personenkult um ihren Präsidenten Wladimir Putin. Eine Facette seines Charakters ließen sie jedoch gerne im Dunkeln: Dass er ein in der Wolle gefärbter Chauvinist ist, wie seine Frau jetzt im neuen, zweiten Band der Putin-Biografie des Journalisten Oleg Blozki enthüllte. In den Buch "Wladimir Putin. Der Weg zur Macht", das am Donnerstag in die russischen Buchhandlungen kam, beschreibt Ljudmilla Putina ihren Mann als überzeugten Haustyrannen. Außerdem sei der russische Präsident in früheren Jahren äußerst unpünktlich gewesen. Putins nicht gerade fortschrittlichen Maximen zu Hause lauteten: "Frauen gehören an den Herd" sowie "Lobe niemals Deine Frau, das bekommt ihr nicht", wie die 45-jährige russische First Lady, ehemalige Stewardess und ausgebildete Romanistin, dem Biografen ihres Mannes anvertraute. Während seiner Zeit als Geheimagent in der DDR habe der Pascha Putin die gesamte Hausarbeit mit zwei kleinen Kindern seiner Frau überlassen. Putinas Leben als Hausfrau wurde auch nicht gerade dadurch erleichtert, dass ihr Mann ein pingeliger Esser ist: "Für ihn zu kochen, ist ausgesprochen schwierig. Bei der kleinsten Zutat, die er nicht mag, lässt er gleich das ganze Essen stehen. Lob bekomme ich nie - das Kochen ist mir inzwischen gründlich vergällt." Laut Ljudmilla Putina habe ihr ihr Wladimir eineinhalb Jahre verheimlicht, dass er für den KGB arbeite. Als Agent war Putin das konspirative Verhalten so in Fleisch und Blut übergegangen, dass er es auch zu Hause nicht ablegen konnte. Selbst nach seiner Tätigkeit für den Geheimdienst wurde seine Frau das Gefühl nicht los, mit einem Spion zusammenzuleben: "Unser ganzes gemeinsames Leben lang war ich auf dem Prüfstand. Ich hatte ständig das Gefühl, dass er mich beobachtete und kontrollierte, ob ich die richtigen Entscheidungen treffe..." In einem Interview mit der Moskauer Zeitung "Kommersant" beklagt sich Putins Frau auch über die notorische Unpünktlichkeit ihres Mannes. Zu seinen Verabredungen mit Ljudmilla wäre er prinzipiell eineinhalb Stunden zu spät gekommen, ohne sich telefonisch zu entschuldigen, sowohl vor als auch nach der Heirat. Putin selbst erzählte dem Biografen, dass er nach seinem Abschied vom KGB zeitweilig über eine Karriere als Taxifahrer nachdachte, so arg seien seine finanziellen Nöte gewesen. Bekanntlich musste sich Putin dann doch nicht hinters Steuer eines Taxis setzen, sondern fand nach dem Zerfall der Sowjetunion 1991 zunächst Arbeit an der Universität seiner Heimatstadt Sankt Petersburg und später in der Moskauer Kreml-Verwaltung. Nach dem Rücktritt von Boris Jelzin als Präsident im Dezember 1999 trat Putin dessen Nachfolge an. Im März 2000 wurde er offiziell zum Staatsoberhaupt gewählt. Auszüge aus dem zweiten Teil von Oleg Blozkis Putin-Biografie wurden am Montag in der Zeitung "Komsomolskaja Prawda" veröffentlicht. Der erste Teil über Putins Kinder- und Jugendjahre war von zahlreichen in- und ausländischen Kritikern als "Heiligenlegenden" verrissen worden. Ein dritter Teil über Putins Kreml-Jahre ist in Planung.(APA/dpa)