Wien - Natürlich könne sich Wien von internationalen Trends nicht abkoppeln. Und wenn weltweit die Wirtschaftsdaten runter rasseln, rasselt es auch ich Wien. Dennoch: "Wir halten uns sehr gut, im Vergleich zur Konkurrenz", versicherte Wiens Wirtschaftskammer-Präsident Walter Nettig Dienstagabend. Und dies belegen auch die jüngsten Statistiken von Nationalbank und Austrian Business Agency (ABA).Demnach würden bereits 57 Prozent aller internationalen Direktinvestitionen in Österreich in der Bundeshauptstadt getätigt. Und mehr als 120.000 Personen arbeiten in Wiener Niederlassungen ausländischer Konzerne. Laut Nettig sind im österreichischen Schnitt die ausländischen Engagements seit 1995 um etwas mehr als 100 Prozent gewachsen - in Wien waren es 140 Prozent. An der Spitze der Investoren lagen im Jahr 2000 deutsche Firmen mit fast neun Milliarden Euro - ein Plus von 49 Prozent im Vergleich zum Jahr davor. Danach kommen die USA mit mehr als zwei Milliarden Euro (plus 14 Prozent) und der Schweiz mit 1,9 Milliarden Euro (plus 14 Prozent). Laut Nettig seien nach dem 11. September des Vorjahres einige Investitionen zurückgestellt, aber nicht gänzlich abgeblasen worden. Weiters zitierte er eine ABA-Statistik, wonach sich 2001 insgesamt 20 Unternehmen ihre Zentralen für den mittel- und osteuropäischen Markt in Österreich errichtet haben. Davon haben sich 15 Unternehmen für die Bundeshauptstadt entschieden. Nettig ist sogar überzeugt, dass der Standort Wien im vergangenen Jahr an Attraktivität gewonnen habe. Damit aber Wien noch einladender für Investitionen wird - aber auch um den Arbeitsmarkt in Schwung zu bringen, hat der Kammerpräsident vor allem eine Forderung: Eine deutliche Senkung der Lohnnebenkosten. Und zwar so rasch wie möglich: "Irgendwann einmal ist die Stunde der Wahrheit gekommen." Das dürfe auch nicht mit der Steuerreform verwechselt werden, die solle dann "nach Maßgabe der Finanzmittel" durchgeführt werden. Lehrlinge: Keine Panik Nettig warnte außerdem vor Panik-Meldungen was den Lehrstellenmarkt betrifft: Die Situation sei zwar nicht rosig, aber so dramatisch auch wieder nicht. Die Wirtschaftskammer erwartet, dass die Wiener Wirtschaft auch heuer wieder 5000 Lehrlinge aufnehmen werde. Um die Situation am Lehrstellenmarkt zu verbessern, werden zwei Maßnahmen umgesetzt: Der Wiener Arbeitnehmer Förderungsfonds (WAFF) unterstützt Ausbildungsverbünde mit 70 Prozent der Zusatzausgaben (maximal 1200 Euro pro Lehrling und Lehrjahr). Außerdem werden Schulung und Weiterbildung von Ausbildnern mit je 250 Euro unterstützt. (frei/DER STANDARD, Printausgabe, 5.9.2002)