Internet-Engagements werden gekappt - Nach Napster auch Ausstieg aus Onlinebuchhändler BOL
Redaktion
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Hamburg/London - Nachdem ein US-Konkursgericht in Delaware am Dienstag die Übernahme der Musiktauschbörse Napster durch Bertelsmann überraschend untersagt hatte, will der Gütersloher Medienkonzern sein Engagement bei Napster nicht weiter betreiben: "Wir akzeptieren die Entscheidung des Gerichts", sagte ein Bertelsmann-Sprecher.
Zeitungsberichten zufolge will Bertelsmann aus großen Teilen seines Interneteinzelhandels ganz aussteigen. Betroffen davon ist vor allem die Onlinebuchhandlung BOL, "die die Renditeerwartungen nicht erfüllen kann", so der Konzern. Stattdessen wolle man sich wieder vermehrt auf bestehende Medienklubs besinnen.
Abgrenzung
Gunter Thielen, der neue Bertelsmann-Vorstandschef grenzt sich damit von seinem Vorgänger Thomas Middelhoff weiter ab, der einer der Fürsprecher für Napster im Konzern gewesen war. Middelhoff hatte für Napster rund neun Mio. Euro geboten und die einst weltweit populärste Musikbörse durch umfangreiche Kredite an sich gebunden. Seit dem Jahr 2000 soll Bertelsmann rund 80 Mio. Euro in Napster gesteckt haben.
Nun wird damit gerechnet, dass Napster - ohne aktuelle Einnahmen und ohne einen Kaufinteressent - endgültig seine Pforten wird schließen müssen. Die Liquidation nach Chapter 7 US-Insolvenzrecht dürfte in den nächsten Tagen angemeldet werden. Die zuletzt nur mehr rund 40 Napster-Mitarbeiter wurden bereits freigestellt. Die einstigen Fans haben sich längst der nächsten, leistungsfähigeren Generation von Musiktauschbörsen, etwa Kazaa oder Gnutella, zugewandt.
Vertriebsweg
Zukünftig sehe Bertelsmann das Internet nicht als eigenes Geschäft, sondern vornehmlich als Vertriebsweg, sagte Thielen. Kerngeschäft sei die Schaffung "erstklassiger Medieninhalte". Die Trennung von BOL soll zur Sanierung des Geschäftsbereichs Direct Group beitragen, in dem das Onlinegeschäft gebündelt ist. Im ersten Halbjahr 2002 hatte der Bereich bei einem Umsatz von 1,4 Mrd. Euro einen Verlust von 119 Mio. Euro geschrieben. (Reuters, vwd, AP, DER STANDARD, Printausgabe 5.9.2002)
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