Ökologie
Anti-Gelsenmittel enthalten "gefährliche Gifte"
Umweltschützer warnen vor Risiken
Wien - Nach dem Hochwasser sind sie in vielen Gegenden
Österreichs in übergroßer Zahl "eingefallen": die Gelsen.
Umweltschützer warnen die geplagte Bevölkerung jetzt davor, so
genannte Repellents bedenkenlos zu verwenden. Viele der am häufigsten
eingesetzten Anti-Gelsenmittel enthalten laut Global 2000
"gefährliche Gifte". Besonders Mittel mit den Wirkstoffgruppen der Pyrethrine,
Pyrethroide oder Chlorpyrifos sollten "unbedingt gemieden" werden.
"In einer Untersuchung von Global 2000 wurden diese Gifte in einer
Reihe von Gelsenmitteln der Drogeriemärkte Bipa, DM und Schlecker
nachgewiesen. Darunter sind auch bekannte Marken wie TUS, Vandal und
Nexa Lotte", fasste Klaus Kastenhofer, Mediziner der
Umweltschutzorganisation Global 2000, die Ergebnisse zusammen.
Getestet worden seien handelsübliche Verabreichungsformen wie
Gelsensprays, -stecker und so genannte Moskitocoils.
Vergiftungssymptome
Typische Symptome für eine Vergiftung mit Pyrethroiden seien
Konzentrationsstörungen, Müdigkeit, Niedergeschlagenheit und
Kopfschmerzen, sagte Kastenhofer. "Pyrethrine und Pyrethroide sind
starke Nervengifte, die bei Aufnahme über die Lunge oder die Haut die
menschlichen Nerven schädigen."
Als alternative Gelsenmittel werden ätherische Öle (Teebaumöl,
Zedernöl, Citronellaöl, Lavendel) und Moskitonetze empfohlen. Auch
Paradeiserstauden im Hausgarten helfen, da die Duftstoffe dieser
Pflanzen Gelsen abschrecken.
Gefahr der geschlossenen Räume
Für alle Gelsenmittel gilt laut Global 2000: Die Anwendung in
geschlossenen Räumen birgt ein erhöhtes Vergiftungspotenzial.
Pyrethroide etwa würden auf Staubpartikeln in der Luft haften bleiben
und sich nur langsam abbauen. Kinder im Krabbelalter seien daher
besonders gefährdet, weil sich Staub in Bodennähe sammelt. Ein
größeres Risiko hätten auch Menschen mit gestörter Hautbarriere
(Hautallergiker).
Im Freien solle man Nutzen und Risiken genau abwägen, empfahl
Kastenhofer im APA-Gespräch. Bei Auslandsurlauben in
malariaverseuchten Regionen allerdings sei der mögliche Schaden wohl
geringer als der Nutzen. In Österreich hingegen, wo eine Ansteckung
mit Malaria nicht zu befürchten sei, sollte man sich die Anwendung
der Mittel nach dem Motto "Lieber einen Gelsendippel mehr..." gut
überlegen.
In den USA verboten - in Österreich erlaubt
"Der Konsument soll sich beim Kauf von Gelsenmitteln die
Inhaltsstoffe ganz genau ansehen", rät Kastenhofer. Bezeichnungen wie
Azamethiphos, Neopyamin, Tetramethrin, Sumithrin, Phenothrin,
Prallethrin, (Natur-)pyrethrum, Chrysanthemate, Pyrethrumextrakt und
(Bio-)resmethrin würden Hinweise auf "mögliche Giftbomben" geben.
Bedenklich sei, dass die Hersteller in vielen Fällen vom Gesetzgeber
nicht dazu verpflichtet wurden, überhaupt Angaben über die
Inhaltsstoffe auf der Verpackung abzudrucken. Vor solchen Mitteln
ohne Angaben wurde gewarnt.
Besonders gefährlich sei der Wirkstoff Chlorpyriphos. Wegen einer
hohen Zahl von Vergiftungen sei er in den USA für die Anwendung in
geschlossenen Räumen verboten, in Österreich noch nicht. Die
Umweltschützer haben diese Substanz in einem Ameisenspray entdeckt. (APA)