Wien - Der sprichwörtliche "falsche Fuffziger" taucht laut Wiener Polizei immer häufiger in den Kassen und auf den Ladentischen der Bundeshauptstadt auf. Die orangefarbene Banknote lädt als Nominalwert mittlerer Größe besonders organisierte Kriminelle zur Nachahmung ein. Doch auch wer als Opfer versucht, den Schein elegant wieder loszuwerden, steht mit einem Bein im Gefängnis.Geldfälschung ist nicht erst seit der Einführung des Euro ein europaweites Laster. Die Freiheit des Kapitalverkehrs, eine der Grundfreiheiten in der EU, wurde auch schon mit anderen Valuten missbraucht. Unlängst verurteilte ein niederösterreichisches Straflandesgericht einen Kaufmann, weil er 61 falsche 100-Dollar-Noten aus Deutschland nach Österreich importierte, um diese hier in Umlauf zu bringen und zu wechseln. Was der Geschäftsmann nicht wusste: Wer falsches Geld aus Deutschland in Österreich in Kenntnis der Fälschung einwechselt, macht sich auch hierzulande des Verbrechens der Geldfälschung nach § 232 Strafgesetzbuch schuldig. In dem aktuellen Urteil verurteilte das Schöffengericht den Kaufmann zu einem Jahr unbedingter Haft, die 100-Dollar-Noten wurden allesamt ersatzlos eingezogen, der Kaufmann in Haft genommen. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass dieser mit dem Vorsatz handelte, die gefälschten 100-Dollar-Noten als echt und unverfälscht in Umlauf zu bringen. Der Mittäter und eigentliche Fälscher blieb in diesem Fall unbelangt im Dunkeln. Riskante Blüten Für die Rechtswissenschaft sind Geldfälschungen in vielen Aspekten Neuland. Wie aber aus der aktuellen Dissertation des Wiener Juristen Leopold Reim hervorgeht, muss jeder im Umgang mit potenziellem Falschgeld Vorsicht walten lassen: Nicht nur das Herstellen, sondern auch die Weitergabe ist, wie der obige Fall zeigt, strafbar. Man hat also als Opfer den schwarzen Peter und darf den Schaden mit den Blüten nicht auf Dritte abwälzen. Nicht nur echte Nominalwerte, auch Fantasienoten werden übrigens von den Vorschriften der Europäischen Zentralbank erfasst und ähnlich wie Fälschungen behandelt. Dies ist auch aus praktischen Gründen notwendig, wie sich unlängst in Deutschland zeigte: Dort tauchten 300-Euro-Scheine auf, die ohne Bedenken von Privaten angenommen wurden. (DER STANDARD, Printausgabe, 3.9.2002)