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Das Gemälde stellt die Bergung von Feuerwehrkaplan Mychal Judge dar, der im Inferno der einstürzenden Türme starb. Vier der fünf Retter stellten sich zur Präsentation des Bildes ein. Der fünfte Feuerwehrmann versah zu dieser Zeit Dienst.

Foto: Reuters/ SHANNON STAPLETON
Viele Amerikaner sehen den Gedenkfeiern zum "Nine-Eleven", dem Jahrestag der Terroranschläge vom 11. 9. 2001, mit gemischten Gefühlen entgegen. Diese wahrscheinlich größte gemeinsame Erinnerungszeremonie in der Geschichte Amerikas löst nicht nur Patriotismus und Fahnenschwingen, sondern auch Unbehagen in einem verhältnismäßig großen Teil der US-Bevölkerung aus. Die Beklommenheit spiegelt sich in einigen Meinungsumfragen wider: So auf USAToday.com, wo die Hälfte der Befragten Besorgnis über die kommenden Feiern ausdrückt, aber auch in einer Reihe von Einzelinterviews mit dem "Mann auf der Straße" in Printmedien und im Fernsehen. Immer wieder taucht die gleiche Furcht auf: Man wolle nicht einen ganzen Tag lang mit Gräuelbildern von den Ereignissen konfrontiert werden. Wichtig sei, dass die Gedenkfeiern mit der dem Anlass entsprechenden Würde behandelt würden. Und da genügt wohl nicht nur die aufgesetzte TV-Pietät, nämlich der Verzicht auf lukrative Werbung. Die Amerikanische Psychiatrische Gesellschaft fügt diesen Ängsten noch eine weitere hinzu: "Der Jahrestag könnte auch die allgemeine Sorge mancher Amerikaner über das Schreckgespenst des zukünftigen Terrorismus vergrößern." Die Fernsehgesellschaften hören die Botschaft wohl, alleine es fehlt ihnen der Glaube: Wollen die Menschen wirklich an den Terror erinnert werden? Diese Frage, die derzeit die Nation bewegt, gibt aber zumindest ausreichend Anlass, in den Wochen davor Programmlücken zu füllen und das Für und Wider einer ausgedehnten "Nine-Eleven"-Berichterstattung ausführlich zu diskutieren - in der Primetime, versteht sich. Wobei versprochen wird, man werde die Schreckensbilder auf ein Minimum beschränken. "Das wird für niemanden ein gewöhnlicher Tag", kündigte der neue New Yorker Bürgermeister Michael Bloomberg an. Trotz der groß angelegten Gedenkfeier auf "Ground Zero" ordnete Bloomberg an, dass die Stadtregierung und die Schulen an diesem Tag nicht geschlossen werden und wünscht sich, dass sich Privatbetriebe dieser Weisung freiwillig anschließen werden: "Wir werden unsere Aufgaben gegenüber unseren Familien und unserer Stadt fortführen." Mehr als 170 Städte quer durch die Nation planen formelle Gedenkfeiern. Viele werden einer Anregung der "International Association of Fire Chiefs" folgen, derzufolge um 10.05 und 10.28 Uhr, dem Zeitpunkt des jeweiligen Einsturzes der Twin-Towers, Sirenen und Kirchenglocken erklingen sollen. In einigen Städten werden Schweigeminuten eingehalten werden: um 9.37 Uhr, zum Zeitpunkt der ersten Attacke auf das World Trade Center; um 9.03 Uhr, als das zweite Flugzeug in den anderen Turm flog; und um 9.37 Uhr, als das Pentagon angegriffen wurde. Präsident George W. Bush wird an den Gedenkfeiern beim Pentagon und in Somerset County in Pennsylvania - dem Ort, an dem das vierte, von Terroristen gesteuerte, Flugzeug abstürzte - teilnehmen und später den "Ground Zero" in New York besuchen. (DER STANDARD, Printausgabe, 2.9.2002)