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Es gibt Situationen im Leben eines Mannes, in denen er, ganz auf sich allein gestellt, Entscheidungen treffen muss. Eine davon lautet: Rasierwasser oder After-Shave-Balsam. Erstere Variante kann, muss aber nicht, brennen - mitunter sogar höllisch. Flammen, durch die der Nichtbartträger früher wacker hindurchmusste, werden heute oft durch die Benützung eines Balsams, Gels, oder wie die zähflüssige Masse sonst noch angepriesen wird, im Keime erstickt. Wem das eine zu scharf, das andere zu pickig oder gar warmduscherisch erscheint, dem könnte dank der Firma "Bioskin - Laboratorium zur Entwicklung u. Herstellung biolog.- kosmetischer u. pharmazeutischer Spezialitäten nach Dr. A. Czapek & Dr. K. Wiechowski" ein Stein vom Männerherzen fallen, ein so genannter Rasierstein nämlich. Die Firma besteht aus Frau Tanja Priglinger, Tochter des erwähnten Chemikers Wiechowski und Herrin des Rasier- und Deosteins. Nur die Frau Mama hilft auch mit. Die Steine sind aus so genanntem Kaliumalaun, der in Deutschland bergwerksmäßig abgebaut wird und in Säcken zu Bioskin, also Frau Priglinger kommt. "Das schaut aus wie Kristallzucker", beschreibt sie das Äußere des Materials, dessen Vorzüge vor vielen Jahrhunderten in Arabien entdeckt wurden. "Die chemischen Eigenschaften des Stoffes vernichten Bakterien, beugen Geruchsbildung vor, schließen kleine Wunden und vertragen sich gut mit Schleimhäuten" erklärt Frau Priglinger. Weiters empfiehlt sie Kaliumalaun mit Wasser vermischt sogar zum Gurgeln. Der Kristall kommt ohne Alkohol, Emulgatoren, Konservierungs-, Farb- und Parfumstoffen aus. Sind die Kaliumalaunsäcke in Oberlaa eingetroffen, werden die Körnchen in Wasser aufgekocht und zum Schmelzen gebracht. Die so gewonnene Masse kommt während 48 Stunden in einer Kupferform zum Liegen und wird dann von Frau Priglinger und ihrer Bandsäge in Scheibchen geschnitten und zu kleinen Quadern weiterverarbeitet. An einem guten Tag schafft sie bis zu 100 Steine, die man zum Beispiel beim Versandunternehmen "Manufactum" um EURO 10,32 pro Stück ordern kann. Stellt sich die Frage, warum der Rasierstein ein winziges Nischendasein fristet, wo seine Vorteile doch auf der Hand liegen. Die Kosmetikfachfrau Beatrix Stepanek sieht die Ursachen dafür im fehlenden Soforteffekt und meint, "der Kunde will ein Gefühl der Frische verspüren und duften". Effekte, die der Alaunstein nicht drauf hat. Sie empfiehlt diesen vor allem für Wander- oder Campingtouren. Für derlei Aktivitäten brachte auch Thierry Mugler in seiner Männerduftserie "Cologne" einen Alaunstein auf den Markt. Zugegeben, man kommt sich bei erster Anwendung komisch vor, wenn man den pikant-säuerlich schmeckenden Stein über die frisch entstoppelten Flächen gleiten lässt. Aber sich mit einem Stein einzucremen, oder besser gesagt einzuschmirgeln, ist, wie alles im Alltagsleben, Gewohnheitssache. An dieser Stelle soll erwähnt sein, dass die Steine von "Bioskin" auch in der Damenwelt porentief-rein willkommen sein wollen. Steinalt wird der Bioskin-Hautversiegler nicht, gleich einem Tropfstein schrumpft er je nach Aufbewahrung unaufhaltsam dahin. "Ein Jahr müsste er aber mindestens halten", verspricht Frau Priglinger bei artgerechter Haltung. Und die ist nicht nur in Sachen Haltbarkeit entscheidend, sondern kann den frisch Rasierten auch vor unliebsamen Begegnungen mit scharfen Enden des Steins bewahren. Diese entstehen , wenn das Steingut nach Gebrauch nicht abgetrocknet wird und so, gleich einem scharfkantigen Stalaktit, seine eigenen formalen Wege geht. Wird dies nicht berücksichtigt, sollte auch gleich ein Blutstiller-Stift aus dem Hause Bioskin geordert werden. (derStandard/rondo/30/8/02/Michael Hausenblas)