Foto:ORF/Milenko Badzic

Von Dominik Kamalzadeh

Moretti mit Bart
Foto:ORF/Milenko Badzic

Wien – Wenn es um eine Metapher für einen Begriff wie die Freiheit geht, ist der Adler, der majestätisch in luftigen Höhen kreist, der König unter den Tieren. In Xaver Schwarzenbergers Epos über den Tiroler "Freiheitskämpfer" Andreas Hofer, zu dem Felix Mitterer das Drehbuch lieferte, findet sich das Bild des Raubvogels nicht nur im Film öfters; es ist auch Teil des Titels:
1809 – Die Freiheit des Adlers.

Damit steht von vornherein fest, dass diese ORF-Koproduktion ein eher ungetrübtes, zum Heldenhaften neigendes Bild verfolgt – dafür bürgt schon die Besetzung des Hauptparts mit Publikumsliebling Tobias Moretti. "Hofer kämpfte nicht für die 'Freiheit', wie wir das heute verstehen. In Wahrheit kämpfte er für die Rückkehr zu den alten – mittelalterlichen – Zuständen seiner Heimat und trat für Privilegien ein, die die aufgeklärten Reformpolitiker abschaffen wollten", schreibt indes Hans Magenschab über den Volkshelden.

Als Innsbruck mit Mistschaufeln befreit wurde: Hofer reitet ein

Ein Aspekt, der dem Film zwar nicht gänzlich entgeht, den er aber an eine andere Figur delegiert: Joachim Haspinger (Franz Xaver Kroetz), der Kapuzinerpater, ist es, der darin den einfachen Wirten gegen die Bayern aufhetzt und ihn die Idee eines heiligen Landes mit einem heiligen Krieg erstreiten lässt. Und es sind auch keine ökonomischen Gründe, die ihn zum Partisanen werden lassen:

Der Film bedient sich vielmehr eines "natürlicheren" Unrechts, wenn er damit einsetzt, dass ein Tiroler Bub für Napoleons Armee zwangsrekrutiert wird. An diesem liegt es, die Verworrenheit der historischen Situation anschaulich zu machen. Er gerät zwischen die Fronten, als er einem bayerischen Kommandanten zur Seite steht, wofür er später von Haspinger eigenhändig ermordet wird.

Kapuziner als Drahtzieher mit Bin Laden-Anklängen: Franz Xaver Kroetz

Chronologisch verfolgt der Film die Jahre 1808 bis 1810, vom Beginn des Aufstands bis zu Hofers Hinrichtung in Mantua. Die historischen Hintergründe reduziert Schwarzenberger auf ein Minimum, mehr liegt es ihm daran, einmal mit großen Statistenheeren Schlachten nachzustellen. Allerdings wirken diese – verglichen mit den hyperrealistischen Kriegsdarstellungen aus Hollywood – recht behäbig. Da werden zwar allerhand Äxte und Sensen geschwungen, mit Schmerzensschreien versucht man jedoch den Mangel an inszenatorischer Raffinesse zu übertönen.

Geschichte wird so zunächst zum Schauwert, über einen melancholischen Helden weiter vereinfacht, der schon nach der Befreiung Innsbrucks jammert ("Bluat, so vü Bluat!") und wenig Widersprüche zeigt, eher ein Opfer der Umstände ist. Auf dem internationalen Parkett regieren Chargen – Ottfried Fischer hält es als König Max vor lauter Feigheit kaum am Stuhl, die Habsburger scheinen allesamt überfordert.

Geschichte wird Schauwert: Julia Stemberger, Moretti, Ausländer

So bleibt die Frage, warum man sich gerade jetzt eines nationalen Freiheitskämpfers besinnt. Felix Mitterer zieht im Presseheft allen Ernstes einen Vergleich zum 11. September, stellt Haspinger neben Bin Laden. Dabei lassen Aussagen wie "Wir Tiroler für uns alloan" viel eher an die Rhetorik eines Österreichs denken, das sich gegen "Anfeindungen" aus dem Ausland wehrt.
(DER STANDARD, Printausgabe, 23.8.2002)