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Der klassische Pensionist, der mit Taubenfutter ausgerüstet auf der Parkbank sitzt, wird zunehmend vom "jungen" aktiven Senior abgelöst, - dies belegen jüngste Studien, die die "50-plus-Generation" ins Visier genommen haben.

"Zwei parallel laufende Tendenzen kennzeichnen unsere Gesellschaft: soziodemografische Veralterung bei gleichzeitiger Verjüngung in Mentalität und Lebensgefühl. So sind 50-Jährige, die die Designermode für sich entdecken, 60-Jährige, die ihre erste Harley-Davidson kaufen oder 70-Jährige, die Erlebnisreisen buchen und Fitnesskurse besuchen keine Seltenheit mehr", erklärt Peter Schilling, Geschäftsführer der Senioragency Vienna, einer neu eröffneten Zielgruppenagentur für Mature Consumers (reife Konsumenten) in Österreich.

Die Agentur hat sich ausschließlich dem Marktsegment der Babyboomer sowie der "Generation plus" verschrieben und arbeitet mit einem internationalen Netzwerk zusammen, an dessen Spitze der Präsident und Gründer der Senioragency International, Jean-Paul Tréguer, steht. Neben Büros in Paris (Headquarter), London, Amsterdam, Brüssel, Oslo und Luxemburg ist die Österreich-Niederlassung die siebente Vertretung in Europa. Das Interesse an der heimischen Bevölkerung ist groß: Ein Drittel der Österreicher ist über 50 Jahre alt - bis zum Jahr 2030 soll diese Bevölkerungsgruppe auf etwa 43 Prozent anwachsen. Die Kaufkraft der Senioren ist viel versprechend: "Die Hälfte der über 50-jährigen Österreicher haben ein monatliches Haushaltseinkommen von über 1450 Euro, weiteren 24 Prozent stehen 2050 Euro zur Verfügung", konstatiert Schilling.

Wofür ältere Menschen ihr Geld gern ausgeben? An erster Stelle steht das Reisen: 90 Prozent der 50- bis 60-Jährigen fahren auf Urlaub, 40 Prozent sogar vier- bis fünfmal im Jahr. Bevorzugt werden europäische Länder - die Bequemlichkeit hat Priorität.

Die Reise-Branche zählt zu den künftig aufsteigenden Wirtschaftszweigen - dies bestätigt auch die Studie "Megatrend Reife, Business-Chancen in der älteren Gesellschaft", die am Zukunftsinstitut des Trendforschers Matthias Horx veröffentlicht wurde. Der Leiter der Untersuchung, Andreas Giger, prophezeit ebenso Banken, Vermögensverwaltern, der Nahrungsmittel- sowie der Freizeit- und Unterhaltungsindustrie gute Zuwachsraten. "Shopping ist für viele Senioren eine interessante Beschäftigung, allerdings mit einigen Mankos: Vielfach klagen sie über die Beratung, die zu verkaufsorientiert ist. Und meist gibt es in Geschäften keine Rastgelegenheiten, wie Sitzplätze oder Kaffeeautomaten", weiß Schilling.

All diese Nachteile, mit denen Senioren täglich zu kämpfen haben, bergen für die Senioragency nicht nur Geschäftspotenzial - "wir möchten am gesellschaftlichen Bewusstsein rütteln und Produkte dahingehend verbessern, dass sie Älteren keine Probleme bereiten", so Schilling. (Silvia Stefan/DER STANDARD, Printausgabe, 27./28. 07. 2002)