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"Wer kein Talent zum Geigespielen hat, wird es nie richtig lernen", sagt Lambert Koch, Professor an der Universität Wuppertal. Er bildet Betriebswirtschafter und Ingenieure zu Unternehmern aus.

Nach drei Jahren auf seinem Gründerlehrstuhl bilanziert er nüchtern: Den Unternehmer zeichne aus, dass er ein Basisinstrumentarium, ein stabiles Selbstvertrauen und eine gesunde Einstellung zum Risiko besitze. "Leider lässt sich das nicht stichpunktartig in einem Lehrplan abhaken."

Einen Teil seiner Absolventen sieht er als "hoffnungslose Fälle", denen er empfiehlt, "zunächst einmal in eine abhängige Beschäftigung zu gehen und den Gründerwunsch zurückzustellen".

An der Universität Jena haben kürzlich Psychologen 139 Firmenchefs und Spitzenmanager unter die Lupe genommen, um das Persönlichkeitsprofil eines erfolgreichen Unternehmers zu entwickeln.

Neben handwerklichem Rüstzeug sind Mut, Disziplin, Realismus und Selbstreflexion zentral. Auch eine gewisse Härte, um persönliche Tiefs abfangen zu können. "Ein guter Unternehmer ist extrovertiert sowie enorm fleißig und akkurat bei der Arbeit. Er macht sich keine überflüssigen Sorgen und ist psychisch stabil. Er fällt seinen Mitmenschen nicht unbedingt durch Altruismus auf, besitzt aber ein hohes Maß an intellektueller Offenheit und somit eine enorme Neugierde und Kreativität", heißt es.

Wer in einer Unternehmerfamilie aufwächst, erwirbt die nötige charakterliche Disposition in der Kinderstube, behaupten Soziologen in einer Studie, die für die gemeinnützige Identity-Foundation Führungspersonen untersuchte.

Im Alter zwischen zwölf und 22 Jahren fällt die Entscheidung zum Wechsel zu den Arbeitgebern - auch bei Gründern, die sich nach oben arbeiten müssen. Entscheidend ist die Fähigkeit zu Leadership, die einschließt, dass einer Generalist, aber auch Visionär und Motivator ist.

Vollblutunternehmer unterscheiden sich von anderen durch die Entschlossenheit, ihr Leben mit dem Schicksal von Unternehmen und Mitarbeitern zu verknüpfen. Bestätigt wird dieser Befund durch die global größte Langzeitstudie des amerikanischen Gallup-Instituts: Fertigkeiten und Kenntnisse sind vermittelbar und deshalb auch Managern auf Zeit zugänglich.


Führungstalent

Die Begabung zur Führung hingegen nicht, sie ist Unternehmern als konstantes Gefühls-, Denk- und Verhaltensmuster eingeprägt. Unternehmer geben den Weg vor, überlassen aber ihren Mitarbeitern den Marschrhythmus. Sie greifen nur wenn nötig ins Alltagsgeschäft ein, dann aber oft mit intuitiver Sicherheit (überdurchschnittlich bei Unternehmerinnen ausgeprägt). Sie brauchen nicht Daniel Golemans Kultfibel über emotionale Intelligenz zu studieren, diese besitzen sie ohnehin. Sie ziehen Angestellte mit, und wenn sie sich von Mitarbeitern trennen müssen, dann tun sie es anständig bis zum letzten Handschlag.

Die letzte Studie stammt aus der schwäbischen Fachhochschule Esslingen und analysiert Führungsspitzen "international tätiger mittelständischer Unternehmen".

Fazit: "Die persönlichen Eigenschaften des Entrepreneurs und seine soziale Kompetenz sind wesentliche Erfolgsfaktoren." Das verkündet ein Institut, das seinen Absolventen methodisches Unternehmer-Know-how beibringen will. Erstmals wird auch aufgelistet, welche "persönlichen Arbeitstechniken" Menschen zu Vollblutunternehmern machen: "Ganzheitliches Denken und Arbeiten; für Ziele sorgen; Entscheidungen treffen; Bewusstsein der Vernetzung; persönliches Marketing; Strategien in die Praxis herunterbrechen; komplexe Vorgänge einfach darstellen; Coaching der Mitarbeiter; Organisationsvermögen." (Roland Mischke/DER STANDARD, Printausgabe, 27. /28. Juli 2002)