"Wir wissen, dass unsere Kunden unser größtes Kapital sind, und behandeln jeden mit Anstand und Rechtschaffenheit", steht auf der Homepage von Southern Amunition. Elisa Spiropali von der NGO Mjaft glaubt, dass das Verteidigungsministerium den Auftrag Alba-Demil zuschanzen wollte – weil die Firma aber keine Erfahrung mit Munitionsentschärfung hatte, seien die Amerikaner dazwischengeschaltet worden. Der neue Verteidigungsminister Gazmend Oketa findet, dass die ausländischen Entschärfungsfirmen bisher gut gearbeitet haben.
"Das wurde immer im Zusammenarbeit mit den Botschaften hier gemacht", erzählt er. Albanien verfügt noch über 100.000 Tonnen alter Waffen- und Munitionsbestände aus der Hoxha-Ära. "Nur zehn Prozent davon entsprechen unseren Anforderungen. Alles andere muss zerstört werden." Southern Amunition hatte einen Vertrag mit der Exportabteilung des Verteidigungsministeriums, Meico. Meico verkaufte auch alte Munition, in der "militärischen Fabrik" in Gerdec sollte die Munition aber nur entsorgt werden, so Oketa. "Schau auf meine Hände", sagt Ruzhdia Halili und zeigt ihre rissigen Handflächen. "Wir haben draußen im Freien gearbeitet, da war keine Fabrik." Im Sommer 2007 habe Alba-Demil erstmals Munition nach Ustale gebracht. Anfang 2008 sei dann auch schwere Munition, also Granaten, geliefert worden. 120 Leute aus dem Dorf wurden beschäftigt. Die Männer entfernten die Zünder und lagerten das Schießpulver, die Frauen wuschen die Hülsen. Alba-Demil erhöhte die Zielvorgaben. 200 Kisten mit je drei bis vier Granaten sollte eine Gruppe (vier bis fünf Leute) pro Tag entsorgen. Weil das aber nicht zu bewältigen war, so erzählt die Familie Halili, hätten auch die Kinder von Ustale mitgeholfen. "Zum Schluss haben wir nonstop gearbeitet, auch in der Nacht und auch am Sonntag", sagt Ruzhdia Halili. Pro Tag habe Alba-Demil etwa zehn Dollar bezahlt. Zweimal seien Kontrolleure vom Verteidigungsministerium da gewesen. "Doch die Firma hat sie nicht zu uns gelassen." Die Amerikaner seien nur einmal gekommen. Im Dezember verließen die Vertreter von Southern Amunition Albanien.
Nur oberflächlich sicher
Zwei Mitarbeiter von Alba-Demil sitzen in Untersuchungshaft. Die Firma will ihre ehemaligen Arbeiter heute nicht mehr kennen. Die Halilis waren nicht sozialversichert. Was die Explosion auslöste? Ein Nachbar habe das Schießpulver mit einer Scheibtruhe transportiert, die er gerade erst geschweißt hatte. Herr Deliu wurde am 15. März getötet. Der Explosion, die einen Krater zwischen die Hügel riss, haben nur die grauen Betonbunker aus der Hoxha-Zeit standgehalten. Einige Leute sollen sich dort hineingerettet haben, während die Eisenstücke bis zu 2,7 Kilometer weit durch die Luft flogen. Selbst nach seinem Tod wendete sich der Aufrüstungswahn des Diktators gegen die Bevölkerung. Die Explosion tötete 25 Menschen, Hunderte wurden verletzt.