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Historischer Händedruck: Juan Manuel Santos, Raúl Castro und Rodrigo Londoño Echeverri alias Timochenko am Mittwoch in Havanna.

Foto: EPA / ALEJANDRO ERNESTO

Der Moment der Tragödie, Trauer und Schwäche war gleichzeitig seine eigene "Karrierechance": Bei einer Offensive des Militärs gegen die "Revolutionären Streitkräfte Kolumbiens" (Farc) im Sommer 2011 wurde deren Anführer Alfonso Cano getötet – das war innerhalb von fünf Jahren bereits der vierte Kommandant. Damals stand die älteste Guerillagruppe Lateinamerikas nach fast fünf Jahrzehnten des Kampfes vor der Niederlage. Doch die Rebellen gaben nicht auf und erkoren Rodrigo Londoño Echeverri alias Timochenko zu ihrem neuen Anführer.

Der heute 59-jährige Exkommandant des Bloque Magdalena Medio erkannte die Situation und stellte die Strategie der Rebellengruppe um. Innerhalb weniger Monate wurden die meisten ihrer politischen Gefangenen freigelassen – teilweise ohne Bedingungen an die Regierung in Bogotà zu stellen.

Timochenko, der sich auch Timoleón Jiménez nennt, studierte an der Patrice-Lumumba-Universität in Moskau und auf Kuba Medizin und soll den kolumbianischen Behörden zufolge im ehemaligen Jugoslawien militärisch ausgebildet worden sein. Wegen seiner Aufenthalte in Osteuropa erhielt er auch den ukrainisch klingenden Spitznamen. Über sein Privatleben ist fast nichts bekannt, als Postadresse führt er "In den Bergen Kolumbiens" an.

Er engagierte sich bereits als Schüler in der kommunistischen Jugend und machte rasch Karriere in der Guerilla: Nach nur vier Jahren wurde er 1986 als 23-Jähriger in das Generalkommando aufgenommen. Als Kommandant gelang es ihm, den Vormarsch der rechtsextremen Paramilitärs zu stoppen, und er organisierte die Guerilla in kleineren Einheiten und schaffte es mit verstärkter Geheimdienstarbeit, die damals zunehmenden Desertionen drastisch zu reduzieren.

Das US-Außenministerium wirft ihm vor, für den Großteil der Kokainexporte aus Kolumbien, den Abschuss von Flugzeugen, die Kokaplantagen mit Pflanzengift besprühen sollten, sowie für die Entführung von US-Bürgern verantwortlich zu sein und hat ein Kopfgeld von fünf Millionen Dollar auf ihn ausgesetzt. Die 118 Haftbefehle, die die kolumbianische Justiz gegen ihn erließ, wurden als Vorbedingung für seine Teilnahme an den Friedensverhandlungen auf Kuba aufgehoben.

Die Farc haben allerdings am Mittwoch zugesichert, dass sich auch die Kommandoebene für begangene Verbrechen vor den neu zu schaffenden kolumbianischen "Friedensgerichten" verantworten wird. (Bert Eder, 24.9.2015)