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Ein Geschäft, auf das die beiden besser nicht angestoßen hätten: Michael Fassbender (li.) und Javier Bardem in Ridley Scotts Thriller "The Counselor".

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Wien – So wie noch kein Kuchen schmecken muss, wenn die Zutaten stimmen, ist auch noch kein Film geglückt, wenn auf allen Ebenen Stars beteiligt sind. The Counselor, Ridley Scotts Drogen-Thriller nach dem ersten Originaldrehbuch von Cormac McCarthy (No Country For Old Men), mag für diese These quälende 117 Minuten lang als Beispiel dienen: Wirr im Plot und stilistisch übersteuert ist dieser Film, und allzu kokett im Umgang mit Schauwerten – in einer denkwürdigen Szene poliert Cameron Diaz mit dem Unterleib wie ein Putzfisch die Windschutzscheibe eines Sportautos.

In den USA hat man das Unvermögen des Films vor allem an McCarthys Script festgemacht, das sich im ersten Teil in Endlosdialogen verliert, die mythisch dröhnen, ohne allzu viel Sinn zu ergeben. Vielleicht ist Scott dem namhaften Autor mit zu großem Respekt begegnet; zur seltsamen Melange aus Bigger-than-Life-Charakteren und deren überspannten Kalamitäten entwickelt er keinen rechten Bezug. Scott forciert das Posenhafte der Figuren, anstatt diese stärker am Boden festzuschrauben. Aus dem Stillstand weiß er sich dann nur mit Gewaltexzessen zu befreien; aber da hat man als Zuschauer schon jedes Interesse verloren.

Gefahr und Aggression liegen in dem Drama schon im Milieu begründet: Michael Fassbender spielt einen slicken Anwalt, den titelgebenden Counselor, der im Grenzgebiet zu Mexiko seine dubiosen Geschäfte ausführt. Durch einen Nachtclubbesitzer (Javier Bardem mit lächerlicher Igelfrisur) erhält er die Chance, sich an einem Millionengeschäft mit Drogen zu beteiligen. Der Counselor empfängt unmissverständliche Warnungen vor dieser Beteiligung – schließlich ist es gerade der Nebenaspekt einer guten Tat, der die Dinge (und in weiterer Folge: die Köpfe) ins Rollen bringt.

Das Schicksal dieser Figuren ist vorgezeichnet, und ähnlich unveränderlich sind Charakterprofile und Geschlechterrollen entworfen. Während Penélope Cruz, die große Liebe des Anwalts, nur als dessen Achillesferse agiert, darf Cameron Diaz ihr Talent fürs Ordinäre ganz ungehemmt zur Geltung bringen. Das bereitet immerhin ein wenig Spaß beim Zusehen, ist in der Gleichsetzung von Raubtier und weiblicher Zerstörungssucht allerdings ernst gemeint.

Es ist der ungebrochene Zugang zum Ausgangsmaterial, der The Counselor endgültig das Genick bricht. Da hätte Ridleys Scotts weniger auf Prestige ausgerichteter Bruder, der 2012 gestorbene Tony Scott, wohl den besseren Regisseur abgegeben: Er hätte dieser geschmacksunsicheren Unterwelt den Marsch geblasen. (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 29.11.2013)