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Nicht nur im Wahlkampf ­pflegte Cory Booker (li.) den Dialog mit seinen Wählern. Auch auf Twitter präsentiert er sich stets als Mann des Volkes.

Foto: Reuters/Munoz

Es war eine beherzte Rettungsaktion, die den Politiker Cory A. Booker berühmt werden ließ, auch bei Zeitgenossen, die sich kaum für Politik interessieren. In Newark, einer Industriestadt im Niedergang, der Philip Roth literarische Denkmäler setzte, rannte er in ein brennendes Haus, um eine Nachbarin zu retten. "Leide ein bisschen am eingeatmeten Qualm. Sind beide im Krankenhaus. Es ist okay" , meldete er bald darauf über den Kurznachrichtendienst Twitter, bei dem er auf imponierende 1,4 Millionen Follower kommt.

Da bestätigte er erneut seinen Ruf als zupackender Bürgermeister, der nicht auf die Feuerwehr wartet, wenn ein Haus brennt, der selbst Schnee schaufelt, wenn es an städtischen Pflügen mangelt. Einmal, zu Silvester, twitterte eine Newarkerin namens Ravie Rave, ihr betagter Vater brauche Hilfe, um seine Garagenauffahrt von der weißen Last zu befreien. Worauf Booker knapp erwiderte: "Ich mache es selbst, wo wohnt er?"

Seine Kritiker nennen ihn Story Booker, sie halten ihn für einen Geschichtenerzähler, der zwar Gutes tut, aber noch lieber darüber redet. Egal, es liegt nicht zuletzt an den Brand- und Schnee-Episoden, dass der 44-Jährige bereits bekannter war als mancher Senator, bevor er diese Woche in den US-Senat einzog.

Der Demokrat gewann eine Nachwahl und beerbt den verstorbenen Frank Lautenberg, der in New Jersey ein fast legendärer Lokalmatador war. Damit ist Booker einer von nur zwei Afroamerikanern, die im Senat sitzen. Nicht nur deswegen wird er oft mit Barack Obama verglichen, dem Exsenator aus Illinois, der das kurze Zwischenspiel nutzte, um seine Kandidatur fürs Oval Office vorzubereiten. Wie einst Obama, der den Brückenschlag über Parteienschluchten predigte, profiliert sich Booker als Mann der Mitte, der sich bisweilen auch von den eigenen Reihen distanziert.

Demonstrativ pflegt er seine Freundschaft mit Chris Christie, dem Gouverneur New Jerseys, der für die Republikaner ins nächste Rennen ums Weiße Haus gehen könnte. Als Obama seinen Rivalen Mitt Romney 2012 auf eine Art turbokapitalistische Heuschrecke reduzierte, sagte Booker in einer populären Talkshow, ihm sei nicht wohl bei persönlichen Angriffen. Fast spielerisch scheint er sich in jedem Milieu zurechtzufinden, an der Wall Street, in den Armenküchen Newarks oder im Silicon Valley, wo er den Facebook-Gründer Mark Zuckerberg dazu brachte, 100 Millionen Dollar für Schulen zu spenden.

Studiert hat er an Eliteschmieden, in Stanford, Yale und Oxford. Aber statt in der Welt des Business Karriere zu machen, ging er nach Newark – nur einen Katzensprung von Manhattan entfernt und dennoch eine völlig andere Welt. Im Zuge der Rassenunruhen der Sechziger flohen die weißen Mittelschichten in ruhige Vororte. Fabriken, die früher Leder, Walzblech und Zelluloid herstellten, stehen heute in China oder Indien.

"Wolf im Schafspelz"

2002 trat Booker zu seinem ersten Rathausvotum an und verlor gegen Sharpe James, einen Bürgerrechtler, der die Stadt seit 1987 regierte. "Cory ist ein Wolf im Schafspelz" , wetterte damals der Prediger Jesse Jackson. Der Junge sei ein verkappter Konservativer, in seiner Lebenserfahrung nicht schwarz genug, um schwarze Amerikaner zu verstehen. 2006, da hatte James bereits ein Korruptionsverfahren am Hals, wurde der Reformer mit haushoher Mehrheit zum Bürgermeister gewählt. Sein Leitspruch: "Wer sagt denn, dass man eine Stadt wie Newark nicht umkrempeln kann?" (Frank Herrmann aus Washington /DER STANDARD, 19.10.2013)