Clegg & Guttmann: "Two and Four", 1990. Aus der Serie der "Collaborative Portraits", mit Franz West.

Foto: Galerie Thoman

Innsbruck - Ein Mann im eleganten dunklen Anzug sitzt im Halbprofil vor einem Kamin. Die Beine sind übereinandergeschlagen, die Hände hat er auf den Knien ineinander verschränkt. In dieser großformatigen Fotografie fällt das Licht dezent auf die am Kamin aufgereihte Sammlung von Nok-Masken. Das Gesicht des Mannes ist ähnlich maskenhaft und selbstsicher, nur der Kragen seines weißen Hemdes leuchtet hervor.

Ronald Reagan hätte diesen Typ Mann nicht besser darstellen können. Und genau auf dessen neo-konservative Ära beziehen sich Clegg & Guttmann. Denn sie prägte die Codes von Status, Einfluss und Kapital sowie den Look von "Reich und Schön". Für ihre collaborative and commissioned portraits - sie sind auch titelgebend für die aktuelle Ausstellung bei Thoman - legen die beiden Künstler fest, wer innerhalb solcher Codes das Recht auf Selbstdarstellung hat. In der Umsetzung orientieren sie sich an historischen Repräsentationsporträts etwa eines Frans Hals, Rembrandt, Tizian oder Caravaggio.

Die lebensgroßen commissioned portraits inszenieren Michael Clegg und Martin Guttmann selbst: Aus dem fast schwarzen Hintergrund treten Sammlerpaare, Kinder von Sammlern oder auch einzelne Sammler hervor; einzig das Gesicht oder die Hände sind in Licht getaucht. Manchmal sind es auch ihnen zur Seite gestellte, das Kapital symbolisierende Gegenstände, die etwas mehr Licht abbekommen. Unübersehbar ist: Die Menschen haben aufgrund ihrer minimalen Gestik und dem meist strengen, in die Ferne gerichteten Blick ihren repräsentativen Handlungsspielraum verloren.

Bei den sogenannten collaborative portraits, den Porträts der Künstlerkollegen, schaut das wiederum ganz anders aus: Franz West, Heimo Zobernig, Walter Pichler und Herbert Brandl haben sich selbst inszeniert und blicken dem Publikum auf ihren Porträts auch dementsprechend gelassen entgegen. Sie werden im hinteren Teil der Galerie präsentiert - fast wie in einem eigenen, abgeschlossenen "Herrenzimmer".

Vielleicht ist es aber auch nur die große Skulptur namens Vokuhila, die mittig in der Galerie steht und die Auftragsarbeiten von den kollaborativen Arbeiten trennt. Sie erinnert an die aufgesetzte Tradition der weißen Perücken bei Gericht, allerdings ist diese, die auf einer Stange im Raum schwebt, schwarz - was die Ambivalenz einer wie auch immer gearteten Maskierung noch einmal deutlich macht. (Tereza Kotyk, DER STANDARD, 5.9.2013)