Im Alter von knapp 17 Jahren verließ Brigitte Lacombe die Schule, um Fotografin zu werden. Nach Jahren des Suchens und der Entbehrungen lernte die 1950 in Paris Geborene auf dem Filmfestival von Cannes Dustin Hoffman und Donald Sutherland kennen. Infolge dieses Rendezvous dokumentierte sie - als Reporterin "behind the scenes" das Szenario in Fellinis Casanova. Zahlreiche Aufträge bei Filmsets sollten folgen. David Mamet brachte sie 1983 auch mit der Theaterszene in Kontakt, als er sie bat, die Uraufführung von Glengary Glen Ross am Lincoln Center in New York zu shooten.

Die in Buchform ihr huldigende Retrospektive umfasst über 40 Jahre ihres Schaffens. Ihr imposantes, aber stets unaufgeregtes OEuvre publizierten Vogue, Elle, New York Times, New Yorker, Vanity Fair und Interview. Sie zeigt Stars - die Liste liest sich wie ein Who's who des internationalen Films - sowohl in privaten Momenten als auch vor und hinter der Kamera, auf der Bühne und hinter dem Vorhang: François Truffaut mit Godard zu Hause, Fellini unter einem Tisch filmend, Kevin Kline im Bett, Julia Roberts direkt, ungeschminkt und nackt, Jeanne Moreau als Lichtgestalt, Arthur Miller in eine Kaffeetasse vertieft, Uma Thurman im Ränkespiel mit John Malkovich, Daniel Day Lewis kraftvoll, Spielberg konzentriert, Dennis Hopper, Jodie Foster close-up, di Caprio auf dem Sprung vom Teenie zum Mann. Mit Scorsese, de Niro und deren Entourage existieren seit Jahrzehnten enge Bande. Gemein ist allen - immer in archaischem Schwarz-Weiß gehaltenen - Porträts, trotz Nähe und Intimität Verständnis und Respekt.  (Gregor Auenhammer, Album, DER STANDARD, 25./26.5.2013)