John Cale war schon immer ein Grenzgänger. Der 1942 in Wales geborene Sänger, Keyboarder und Viola-Virtuose spielte schon mit acht eigene Klavierkompositionen für die BBC. Danach studierte er am Londoner Konservatorium, ehe er 1963 mit einem Leonard-Bernstein-Stipendium nach New York kam, um bei John Cage, Tony Conrad und La Monte Young in die Welt der Klangexperimente eingeführt zu werden. Dabei lernte er Lou Reed kennen, 1965 gründeten die beiden Velvet Underground. 1968 wurde er aus der Combo gedrängt, es folgten Soloalben und Auftritte mit zahlreichen Bands unterschiedlichster Stilrichtungen.

Grenzen überschritt Cale in den 1970ern nicht nur mit unkonventionellen Ideen im Studio, sondern auch persönlich. Sein exzessiver Konsum illegaler Substanzen beförderte einen Hang zu Paranoia und Exzentrik. Dies konnte der Rockautist bisweilen in grandiose Songs übersetzen (Fear Is a Man's Best Friend, Cales Version von Elvis' Heartbreak Hotel usf.). 2012 hat Cale nach siebenjähriger Pause wieder ein Soloalbum veröffentlicht: Auf Shifty Adventures in Nookie Wood nutzt der 2010 zum Officer of the British Empire ernannte Wahlkalifornier durchaus neuere Techniken (den v. a. im Hip-Hop beliebten Auto-Tune-Effekt) oder wie beim Eröffnungstrack der Platte, I Wanna Talk 2 U, die Hilfe von Starproduzent Danger Mouse: groovender Artfunk, Popappeal, Balladen und digitale Beats, dazu auch einmal atonale Pianocluster. Live können Sie von dem Mann, der in einer Woche seinen 71. Geburtstag feiert, auch seine Interpretation von Blues- rockstampfern erwarten. Einziger Österreich-Auftritt. (dog, DER STANDARD, 2.3.2013)