Vatikanstadt - Der italienische Computertechniker Claudio Sciarpelletti, der vor einer Woche zu zwei Monaten Haft auf Bewährung wegen Begünstigung bei dem schweren Diebstahl von Vatikan-Dokumenten verurteilt worden ist, hat Berufung gegen das Urteil eingereicht. Das vatikanische Presseamt bestätigte am Freitag entsprechende Berichte italienischer Medien. Der 48-jährige Sciarpelletti hatte seine Unschuld beteuert.

Der vatikanische Staatsanwalt Nicola Picardi hatte eine viermonatige Haftstrafe gefordert, das eigentliche Strafmaß wurde jedoch gemildert, unter anderem, weil der Programmierer unbescholten war und sich bei den Ermittlungen kooperativ gezeigt hatte. Der 48-jährige Informatikexperte muss die Prozesskosten übernehmen und darf weiter für den Vatikan arbeiten. Seit 20 Jahren war er im Staatssekretariat, der Regierung des Kirchenstaates, für die Instandhaltung der Computer verantwortlich.

Ermittlungen durchkreuzt

Laut Richter Giuseppe Dalla Torre soll er dazu beigetragen haben, die Ermittlungen der Behörden zu durchkreuzen. Fahnder hatten auf Sciarpellettis Schreibtisch einen an Gabriele adressierten Umschlag gefunden. Darin befanden sich Kopien von Papieren, die der italienische Journalist Gianluigi Nuzzi von Gabriele erhalten hatte und in seinem Enthüllungsbuch "Seine Heiligkeit" veröffentlichte. Gabriele hatte bestritten, Komplizen gehabt zu haben.

Paolo Gabriele war am 6. Oktober von einem vatikanischen Gericht verurteilt worden, weil er in der sogenannten Vatileaks-Affäre vertrauliche Dokumente kopiert und an den Journalisten Nuzzi weitergegeben hatte. Dieser hatte sie in seinem Enthüllungsbuch veröffentlicht. Laut Ermittlungen hatte Gabriele Nuzzi zahlreiche kopierte Briefe und Geheimdokumente aus der Wohnung des Papstes weitergereicht. Als die Dokumente veröffentlicht wurden, spekulierten Beobachter, innervatikanische Flügelkämpfe seien die wahre Ursache für den Vertrauensbruch gewesen, eines der Angriffsziele sei Kardinalstaatssekretär Tarcisio Bertone. Nuzzis Buch sorgte in den vergangenen Monaten weltweit für Schlagzeilen. (APA, 16.11.2012)