Tegucigalpa - Zu gravierenden und systematischen Menschenrechtsverletzungen sei es nach dem Staatsstreich in Honduras gekommen, heißt es nach Angaben der Menschenrechtsorganisation FIAN (FoodFirst Informations-und Aktions-Netzwerk) in einem Bericht einer internationalen Menschenrechtsdelegation, der am Donnerstag in Tegucigalpa vorgestellt wurde. Mindestens fünf Menschen seien bisher getötet und 1.275 wegen Verstoß gegen nächtliche Ausgangssperren verhaftet worden, so das Ergebnis einer einwöchigen landesweiten Mission 15 internationaler Experten.

"Die internationale Gemeinschaft muss jegliche Zusammenarbeit mit staatlichen Stellen in Honduras beenden, solange die Menschenrechtsverletzungen andauern", forderte Martin Wolpold-Bosien, der für FIAN International an der Mission teilgenommen hat, in einer Aussendung am Freitag. "Die von der Putschregierung erlassene Ausgangssperre und Aufhebung von Grundrechten hat zu massiven und widerrechtlichen Übergriffen gegen die Zivilbevölkerung geführt."

Unter den Toten sind Angaben zufolge der Journalist Gabriel Fino Noriega, der Vorsitzende der Oppositionspartei Demokratische Union, Ramon Garcia, und der ehemalige Gewerkschaftsführer Ivan Roger Bados sein. Darüber hinaus beklagte die Delegation in ihrem Bericht der Aussendung von FIAN zufolge die "auffallend häufige" Festnahme von Ausländern, insbesondere aus Nicaragua. 13 Jugendliche sollen über Misshandlungen während der Haft berichtet haben.

Gravierende Beschneidung der Pressefreiheit

"Das Regime rechtfertigt die Festnahmen mit der Bedrohung der nationalen Sicherheit von außen. Dabei handelt es sich gewöhnlich um einfache Arbeiter und Migranten mit familiären Beziehungen zu Honduranern", sagte Wolpold-Bosien. Die Mission beanstandete zudem die gravierende Beschneidung der Pressefreiheit. In Tegucigalpa sollen die Sender Canal 36, Radio TV Maya und Radio Globo von der Armee besetzt worden sein. Mehrere Journalisten seien verhaftet worden, viele erhielten Morddrohungen, auch Telefon- und Stromanschlüsse seien gekappt worden.

"Die EU muss, über die Budgethilfe hinaus, alle Kooperationsprogramme mit staatlichen Institutionen auf Eis legen", forderte Wolpold-Bosien. Die Botschaften im Land sollten zudem bedrohten Menschenrechtsverteidigern Schutz gewähren. Auch der UNO-Sicherheitsrat müsse den Staatsstreich klar und eindeutig verurteilen. (APA)