Seit Mitte April rollen bei Tesla bildlich die Köpfe. Konzernchef Elon Musk hat "Hardcore-Maßnahmen" versprochen und einen Personalabbau gestartet. Zunächst begründet mit zu starkem Mitarbeiterwachstum in den vergangenen Jahren, erklärt er das Vorgehen mittlerweile mit einer "Umstrukturierung", die auf künftiges Wachstum ausgerichtet ist. Die letzten Verkaufszahlen hatten enttäuscht.

Gleichzeitig betrachtet er Tesla nicht mehr primär als Autohersteller, sondern will das Unternehmen offenbar auf Künstliche Intelligenz ausrichten. Autonome Taxis und Full Self-Driving hat er als Zukunftsvision ausgerufen. Gleichzeitig wurde die Abteilung für Neuentwicklungen eingestampft, und das für das Supercharger-Netzwerk verantwortliche Team soll nach Protest seiner Chefin zur Gänze entlassen worden sein. Die Entwicklung einer neuen Fertigungsmethode für Unterböden ("Gigacasting") wurde gerüchteweise ebenfalls auf Eis gelegt, Musk dementierte dies allerdings. Sie gilt als Schlüssel für ein künftiges Model 2, das mit der aktuell günstigeren Konkurrenz von BYD und Co konkurrieren sollte. Auch dessen Zukunft soll sich aber in der Schwebe befinden.

Drei Jobannoncen ohne fixe Aussicht auf eine Vollzeitstelle ist (Stand: 9. Mai) alles, was Tesla in den USA derzeit anzubieten hat.
Screenshot: Tesla

Drei statt 3400 Stellen

Während Tesla Woche für Woche hunderte bis tausende seiner zwischenzeitlich 140.000 weltweiten Mitarbeiter vor die Türe setzt, hat sich das Unternehmen nun offenbar auch einen radikalen Einstellungsstopp verordnet. Waren Anfang Mai US-weit noch über 3400 Stellen ausgeschrieben, sind es heute (9. Mai) nur noch drei. Die Ausschreibungen für die Produktionsentwicklung in Kalifornien, Nevada und Texas bringen die erfolgreichen Bewerber in ein siebenwöchiges Trainingsprogramm, nach dessen Absolvierung eine Vollzeitstelle winkt, aber nicht garantiert ist.

Der Konzern, so dokumentiert "Gizmodo", listet auch auf Linkedin über 300 Stellen. Der Großteil ist für den Standort China ausgeschrieben, dazu kommen ein paar Angebote in Europa sowie eine Stelle in der Dominikanischen Republik. Für die USA gibt es hier ebenfalls nur eine einzelne Ausschreibung.

Viele Betroffene der Entlassungswelle wurden erst am Morgen ihres letzten Arbeitstags darüber informiert, dass sie vor die Tür gesetzt werden.
Screenshot/Linkedin

Entlassung ohne Vorwarnung

Schon Mitte April waren auf einmal die meisten Stellenanzeigen für Nordamerika von Teslas Website verschwunden, aber tags darauf wiederhergestellt worden. Diesmal scheint die Entfernung permanent zu sein, was die Frage aufwirft, ob der Einstellungsstopp nicht ohnehin schon seit dem Vormonat beschlossene Sache war.

"Es gibt nichts, was ich mehr hasse, aber es muss getan werden", schrieb Musk im April in einem Memo an die Belegschaft, in dem er den vor der Entlassung stehenden Mitarbeitern seinen Dank bekundete. Zumindest zehn Prozent aller Mitarbeiter sollen abgebaut werden. Viel Vorwarnzeit scheinen die mindestens 14.000 Betroffenen aber nicht zu bekommen. Einige berichteten auf Linkedin und anderen Netzwerken, dass sie ohne jegliche Vorwarnung eine E-Mail bekamen, die sie darüber informierte, dass heute ihr letzter Arbeitstag sei. (red, 9.5.2024)