Warum sollten Gäste, die keine Lust auf große Portionen haben, im Gasthaus keine kleine Portion bestellen dürfen? Wer schon im Vorhinein weiß, dass er nicht aufessen wird, vermeidet so Lebensmittelverschwendung. Und manchmal enthält der Pumuckl-Teller vielleicht genau jene Zutaten, auf die man gerade Gusto hat. Wir haben uns bei Wirtinnen und Wirten umgehört, was sie davon halten, wenn Erwachsene den Kinderteller bestellen.

Mehrere Generationen an einem Tisch im Gasthaus Luftburg im Wiener Prater
In der Luftburg im Prater dürfen alle alle Speisen bestellen, sagt der Wirt.
Kolarik / Philipp Lipiarski

Zum Kolarik-Imperium im Wiener Prater gehört auch das familienfreundliche Lokal Luftburg mit eigener Speisekarte für Kinder. Darauf zu finden sind unter anderem eine halbe Länge Spareribs (um 16,90 Euro) oder die vegetarischen gerösteten Knödel mit Ei (um 7,20 Euro). Durchaus Gerichte, die auch den Geschmack mancher Erwachsener treffen könnten. Angesprochen darauf, was er davon hält, wenn Erwachsene nach dem Kinderteller verlangen, antwortet Paul Kolarik: "Wir verstehen, dass auch bei den Großen der Hunger manchmal klein ist, deswegen darf bei uns jeder alles von der Karte bestellen. Die Vermeidung von Lebensmittelabfällen ist uns ein großes Anliegen." Wird durch zu große Portionen nicht grundsätzlich die Lebensmittelverschwendung befördert? Kolarik dazu: "Man kann auch mitnehmen, was übrig geblieben ist, wenn die Augen mal größer waren als der Magen."

Die Zeiten des klassischen "Max & Moritz"-Tellers samt Lolli scheinen auch im Gasthaus Nestroy im zweiten Bezirk längst vorbei zu sein. "Wir haben keine expliziten Kinderteller, sondern jede Speise ist auch als kleine Portion erhältlich. Ebenso eine, die größer ist als die Reguläre", so Hans Stöckl. Verrechnet werden je nachdem zwei Euro weniger oder eben mehr. Am meisten werde diese Regelung in Sachen Schnitzel beansprucht.

Das traditionsreiche Gasthaus Pürstner in der Riemergasse im ersten Bezirk bietet das Kinderschnitzel sowohl mit Schwein-, Hühner oder Kalbfleisch samt Bratkartoffeln an. Die Kalbsversion kostet 19,90 Euro, das Kalbswiener regulär mit Petersilkartoffeln 23,90 Euro. Das Kinderschnitzel werde nicht besonders häufig bestellt, die meisten Kids stünden sowieso einfach mehr auf einen Teller Pommes, oder sie teilen sich zu zweit ein normales Schnitzel. Erwachsenen sei es sehr wohl gestattet, die Kinderportion zu bestellen, vor allem ältere Gäste würden diese Option zu schätzen wissen.

Wirtshaus Vienna City
Bekannt für traditionelle Hausmannskost ist die Gastwirtschaft Pürstner in der Wiener Riemergasse.
privat

Ähnliches erfährt man von Kellner Sinan Aydin im Gasthaus zu den 3 Hacken in der Singerstraße im Zentrum der Stadt. Im Angebot gibt es ein Kinder-Wienerschnitzel um 16,50 euro mit Kartoffelsalat oder Bratkartoffeln. "Natürlich ist das Schnitzel vom Kalb, sonst wäre es ja kein Wienerschnitzel", so Aydin. Ein kleines Gulasch käme bei den Jüngeren nicht so gut an, und die Überlegung, einen geschrumpften Tafelspitz mit Spinat für Kids anzubieten, könne man sich wohl sparen. Da mag der Mann recht haben. Der Kellner, der bereits seit 26 Jahren in der Gastronomie tätig ist, kann sich aber erinnern, dass die Kultur des "Kindertellers" samt Lutscher früher verbreiteter war. Bestellen dürfen das Kinderschnitzel auch Erwachsene, worüber sich hier ebenso vor allem ältere Semester freuen.

Vienna City Wirtshaus
In den 3 Hacken schmausten schon Nestroy und Schubert. Wahrscheinlich keine Kinderteller.
privat

Doch wie sieht es aus mit den Kindereisbechern? Im Eissalon Alberti auf der Wiener Praterstraße gibt es zwei zur Auswahl: Die Kinder stellten sich "Pinocchio" (zwei Kugeln Eis) und "Biene Maja" (drei Kugeln) zunehmend gerne selbst zusammen, von der Eissorte bis zur Auswahl der Streusel, heißt es auf Anfrage. Ob auch Erwachsene die kleinen Portionen bestellen? "Aber sicher", heißt es bei Alberti. Das sei auch kein Problem. Bestellt werden die kleineren, etwas günstigeren Kinderportionen von einem buntgemischten Publikum. Von Eltern und Jüngeren, die in Kindheitserinnerungen schwelgen wollen, bis hin zu Menschen, die mit einem kleinen Hunger kämen. (feld, maik, saum, 10.5.2024)