Wien – Wölfe und Bären, Biber und Fischotter, Hirsche, Amphibien und auch Kraniche und Lachse wandern oft tausende Kilometer weit. Wie mobil unsere Wildtiere sind, welche Landstriche sie durchqueren und mit welchen Problemen sie dabei konfrontiert sind, zeigt die neue Universum-Produktion Korridore des Lebens – Europas grenzenlose Natur, zu sehen am Dienstag um 20.15 Uhr in ORF 2. Regisseur Franz Hafner begleitet darin Tiere bei ihren weiten Wegen von ihren Bruchplätzen bis hin zu den Sommer- und Winterquartieren. Er klärt auch darüber auf, wie wir Menschen diese natürlichen Wanderrouten der Wildtiere blockieren und sie zwingen, sich neue Wege zu suchen und sich immer wieder neu anzupassen.

Wölfe haben sich in einem stillgelegten Braunkohletagebau in der Lausitz angesiedelt
Wölfe haben sich in einem stillgelegten Braunkohletagebau in der Lausitz angesiedelt.
Foto: ORF/Interspot Film/Lennert Piltz

Neues Wegenetz

"Nicht selten war ich im oft zähen Verkehr zum nächsten Drehort unterwegs", sagt Regisseur Hafner. "Dabei kam mir die Idee zu diesem Film. Denn wie ich reisen auch Wildtiere. Mir wurde bewusst: Über das uralte Wegenetz der Tiere hatte der Mensch brachial ein neues gelegt, war buchstäblich darübergefahren: Agrarflächen, Siedlungen, Industriegebiete und Flusskraftwerke blockieren die natürlichen Wanderrouten."

Hafner und sein Team waren etwa im Nationalpark Donau-Auen unterwegs, auch in der Hohen Tatra, im Donaudelta, in Ostdeutschland, in den Karpaten oder in der ungarischen Puszta. Wir treffen Seeadler und Erdkröten in den Donau-Auen, Wölfe in der Lausitz in Deutschland, Pelikane und Kormorane, Rothirsche in Rudeln, Braunbären in Slowenien, Hornottern in Kärnten, große Hausen im Schwarzen Meer. Durch Riesen-Wasserkraftwerke sind etwa die Hausen von ihren früheren Laichgebieten abgeschnitten. Der Mensch hat diesen Giganten fast ausgerottet, früher schafften es diese Fische bis nach Wien.

Luchse in Slowenien.
Luchse in Slowenien.
Foto: ORF/Interspot Film/Franz Hafner

Zerschnittene Lebensräume

Für diese Produktion hat das Team zwei Jahre lang in neun Ländern Mitteleuropas gearbeitet. Früher störten keine Straßen, keine Kraftwerke, keine Siedlungen oder andere menschliche Einflüsse den Weg der Tiere. Berge, Täler, Flüsse bestimmten ihre Routen. Doch das hat sich freilich geändert. "Während wir durch Europa gefahren sind, konnten wir anschaulich erleben, wie sehr wir Menschen mit unseren Transportwegen die Lebensräume der Wildtiere zerschnitten haben. Das war beeindruckend und erschreckend zugleich", sagt Hafner.

Dreharbeiten mit Kamera-Assistent Hans-Werner Hamberger und Kameramann Hubert Doppler in der Slowakei.
Dreharbeiten mit Kamera-Assistent Hans-Werner Hamberger und Kameramann Hubert Doppler in der Slowakei.
Foto: ORF/Interspot Film/Franz Hafner

Aber es gibt Hoffnung. "Glücklicherweise sehen wir heute europaweit Bemühungen, alte Korridore wiederherzustellen, Hindernisse zu beseitigen, fragmentierte Lebensräume zu verbinden – durch sichere Passagen über und unter Straßen, Fischleitern an Staudämmen, Schutzgebiete entlang der Vogelzugrouten", sagt Hafner. Und auch die Wildtiere selbst erschließen sich oft neue Wege, wenn ihre natürlichen Wanderrouten blockiert sind. (ae, 30.4.2024)