Veronika Franz
Weltenbummlerin Veronika Franz mit ihrem Buchtipp.
Severin Fiala

Sie ist ein sehr neugieriger Mensch, der, wie sie meint, immer wieder etwas abseitige Figuren anzieht: "Ich setze mich gerne verrückten Menschen aus, die ich umstandslos kennenlerne, weil sie merken, dass ich sie nicht verurteile. Mein Herz gehört diesen Außenseitern, den Menschen, die nicht richtig funktionieren." Auf der Ottakringer Straße redet sie oft mit "Superman", einem Typen, der sich für genau diesen hält. Oder mit einer etwas verwahrlosten Frau, die sich ihr gerne anvertraut. Noch eine Spur seltsamer war freilich der Kerl, der eines Tages um sieben Uhr früh einfach vor ihrer Wohnungstüre stand und Einlass zum Slash-Filmfestival begehrte. Weil das bei ihr nicht stattfand, wollte er duschen. Sie ließ ihn, worüber sie sich heute selbst wundert.

Wandererin durch die Welten

Die "Wandererin durch die Welten" wollte nie nur in Wien leben. Für The Lodge zog sie nach Montreal, für die Serie Servant nach Philadelphia. Vor 30 Jahren schon lebte sie ein Jahr lang in der Upper Westside in New York, wo sie häufig ein Buchgeschäft am Broadway besuchte. "Die Bücherverschiffung zurück nach Wien war dann relativ aufwendig!", lacht sie. Insbesondere True-Crime-Bücher haben es ihr seither angetan, sie nennt als Beispiel Der Widersacher von Emmanuel Carrère – "Großartig! Muss man unbedingt verfilmen! Der Typ hat getan, als wäre er Arzt, und hat behauptet, dass er einen Job in der Schweiz hat. Er hat seine gesamte Familie um Geld geprellt, irgendwann hat er durchgedreht und Frau und Kinder umgebracht." Da stellt es ihr vor Freude die Nackenhaare auf.

Bücher stapelt sie, weil sie keine Regale mag. Auch auf Reisen nimmt sie immer ein paar mit, die sie im Hotelzimmer auftürmt, um sich ein wenig wie zu Hause zu fühlen. Allerdings nicht so zu Hause wie die Familie Clutter in Truman Capotes In Cold Blood, das sie dem Genre Home-Invasion zuordnet. "Das Buch beklemmt einen so, weil es in einer kalten, analytischen, schlichten Sprache geschrieben ist. Das fährt einem rein wie eine kalte Messerklinge, sehr, sehr gruselig. Und mit Philip Seymour Hoffman wurde es hervorragend verfilmt." (Manfred Rebhandl, 27.4.2024)