Florenz geht zum Beispiel gegen Kurzzeitvermietungen vor.
Florenz geht zum Beispiel gegen Kurzzeitvermietungen vor.
AP

Venedig hat am Donnerstag als erste Stadt der Welt ein Bezahlsystem für Besucherinnen und Besucher eingeführt und damit für viel Aufsehen gesorgt. Die Lagunenstadt ist allerdings nicht der einzige Ort in Italien, der unter Overtourism leidet und Maßnahmen zur Lenkung der Touristenmassen ergreift.

So kündigte Florenz schon im Oktober an, neue Kurzzeitvermietungen auf Plattformen wie Airbnb im historischen Zentrum zu verbieten. Außerdem bot die Stadt Vermietern von Kurzzeit-Ferienwohnungen drei Jahre lang Steuererleichterungen an, wenn sie normale Mietverträge für Bewohner anbieten.

Das berühmte Museum der Stadt, die Uffizien, bietet Besuchern, die vor 8.55 Uhr ankommen, Ermäßigungen und außerhalb der Saison niedrigere Preise. Um die Besucherströme zu verteilen, schließen die Uffizien außerdem einmal pro Woche um 22 Uhr.

Beschränkungen und Fahrverbote

Die fünf Dörfer, aus denen die Cinque Terre an der italienischen Riviera bestehen, werden regelmäßig von Besuchern überschwemmt. Um die Überfüllung zu Spitzenzeiten zu verringern, hat die Behörde, die für das Gebiet zuständig ist, diese Woche angekündigt, dass sie von den Besuchern 15 Euro für den berühmtesten Küstenwanderweg verlangen wird. Außerdem darf der Pfad nur noch in eine Richtung begangen werden.

Manchen Strände auf Sardinien haben die Anzahl von Besuchern eingeschränkt.
Manche Strände auf Sardinien haben die Anzahl von Besuchern eingeschränkt.
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Die malerische Insel Capri im Golf von Neapel hat ihre Eintrittsgebühr, die automatisch auf die Fährtickets aufgeschlagen wird, auf fünf Euro verdoppelt. Die Gebühr wird vom 1. April bis zum 1. Oktober erhoben. Auf Capri, aber auch auf den Inseln Ischia, Procida, Lampedusa und Linosa gibt es während der Hauptreisezeit Beschränkungen und sogar Fahrverbote für Autos. Die betreffen vor allem Nichteinheimische.

Fahrverbote gibt es auch entlang der Amalfiküste. Die Amalfitana südlich von Neapel gilt als eine der beliebtesten Touristenstraßen. Im Sommer bricht dort regelmäßig das Verkehrschaos aus. Für Wohnmobile und Wohnwagen gilt schon seit Jahren in der Hauptsaison an dem rund 40 Kilometer langen Abschnitt zwischen Vietri sul Mare und Positano ein zeitweises Fahrverbot. Seit dem vergangenen Sommer ist die Straße zeitweise auch für normale Autos gesperrt.

An allen Wochenenden von Mitte Juni bis Ende September und an allen Tagen im August dürfen an geraden Tagen Autos mit geraden Endziffern auf dem Nummerntaferl tagsüber nicht fahren. An ungeraden Tagen dürfen Autos mit ungeraden Endziffern am Kennzeichen nicht fahren. So soll der Verkehr reguliert werden, wenn die Touristenscharen an die Küste strömen.

Auch am Comer See denkt man über eine Touristensteuer nach.
Auch am Comer See denkt man über eine Touristensteuer nach.
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Auf Sardinien zum Beispiel hat man schon vor einigen Jahren damit begonnen, den Zugang zu bestimmten Stränden zu reglementieren. Am weißen Sandstrand La Pelosa im Nordwesten der Insel etwa ist die Besucherzahl auf 1500 begrenzt. Außerdem müssen Urlauberinnen und Urlauber während der Sommermonate Eintritt zahlen. 3,50 Euro kostet ein Ticket für Erwachsene. Für Kinder bis zwölf Jahre ist der Zugang zum Strand kostenlos.

Unruhe am Comer See

Dem Vorbild von Venedig will auch Como am idyllischen Comer See, das an Sommerwochenenden schon mal von bis zu 300.000 Tagesausflüglern gestürmt wird, folgen. In einem Interview mit der britischen Times hat Alessandro Rapinese, der Bürgermeister der Stadt, zumindest laut darüber nachgedacht. Rapinese, seit 2022 im Amt, gilt als Gegner des Massentourismus am Comer See und erklärte gegenüber der Tageszeitung, dass man über die Idee einer Touristensteuer diskutiere.

Auch wenn Rapinese keine Einzelheiten über Höhe und Termin für die Einführung einer solchen Gebühr verraten wollte: Sie soll wohl, siehe Venedig, nur für Tagestouristen in Como gelten und nicht für diejenigen, die eine Übernachtung in der Stadt gebucht haben. Möglicherweise könnte die Gebühr auch nur an stark frequentierten Tagen wie Wochenenden und Feiertagen erhoben werden. Zustimmung erfährt dieser Plan laut Euronews von der nahe gelegenen Stadt Lecco, ebenfalls ein beliebter Urlaubsort am Comer See. (red, Reuters, 26.4.2024)