Wen suchte Beate Meinl-Reisinger Montagabend rechts von der ORF-Kamera? Mal wandte sie sich ganz von Martin Thür ab und schaute ganz nach rechts, mal nur knapp rechts an der Kamera vorbei. Was die Neos-Chefin da im Studio der ORF-"ZiBs" oder vielleicht eher da draußen suchte, offenbarte sie bei den Fragen nach den Wahlchancen und -schlappen der Pink-Partei: Sie will gezielt Wählerinnen und Wähler der FPÖ ansprechen. Meinl-Reisinger war in der "ZiB 2" sichtlich, aber vielleicht nur unabsichtlich oft bemüht um demonstrativen Blick nach rechts, von ihr aus gesehen.

Beate Meinl-Reisinger verströmt viel Heiterkeit in der
Beate Meinl-Reisinger verströmt viel Heiterkeit in der "ZiB 2" – auch bei unerwarteten Themen.
ORF ZiB 2 Screenshot

Bewusst, sagt Meinl-Reisinger, wolle sie im EU-Wahlkampf in Gemeinden mit niedriger Wahlbeteiligung und hohem FPÖ-Zuspruch gehen. Sie findet bemerkenswert, dass FPÖ-Politiker "mehr Angst haben vor den Vereinigten Staaten von Europa als vor dem ganzen Kriegswahnsinn Putins, seinen Panzern, seinen Drohnen, seinen Kinderdeportationen et cetera". Dort liege die Bedrohung wie bei den Nationalisten. Und: "Was da die FPÖ macht, ist der direkte Weg in die Armut Österreichs und keine gute Zukunft für uns." Die Neos-Chefin verspricht, naturgemäß im Superwahlmodus 2024, "dass wir die besseren Pläne haben für ein gutes Österreich, für Wohlstand, für bessere Wettbewerbsfähigkeit".

Wenn Meinl-Reisinger gerade nicht demonstrativ nach rechts schaute, dann blickte sie unüblich oft für die Studiosituation direkt in die Kamera. Gezielt jedenfalls im Moment, als sie an die Neos-Funktionärinnen und -Funktionäre appelliert, dass sie jetzt "laufen müssen", damit das Wahlergebnis noch ein bisserl pinker wird.

Lach mal wieder

Die Neos-Chefin, und das kennt ihr Publikum natürlich, lacht auch häufig. Diesmal im "ZiB 2"-Studio manchmal an vielleicht überraschenden Stellen. Sie lacht zum Beispiel, als sie auf Martin Thürs Frage nach einer Regierungsbeteiligung im Bund versichert: "Dazu sind wir auch bereit!" Sie lacht, vermutlich unabsichtlich, auch bei ihrem "Herzensanliegen, wirklich", fairen Chancen für alle Kinder in Österreich. Thema hier: die Überforderung von Wiener Schulen bei der Integration.

Herzhaft lacht Meinl-Reisinger, als "die FPÖ wirklich nicht von sich behaupten kann, dass sie saubere Politik liefert". Zwei Treffen von Neos-Abgeordnetem und EU-Spitzenkandidaten Helmut Brandstätter mit Egisto Ott, gegen den wegen Spionageverdachts ermittelt wird, findet sie keine Anzeige wert, die die ÖVP hier vermisst. "Es ist Teil des Jobs von Abgeordneten, dass wir viele Menschen treffen, die vorgeben, Informationen zu haben. Das ist Teil des Jobs. Sonst sehe ich die Gschicht nicht da drin."

"Minimalstes Wahlziel"

Martin Thür ordnet das Wahlziel der Neos als "gar nicht so ambitioniert" ein: Österreich bekomme bei dieser Wahl mehr Mandate im Europaparlament; für die angepeilten zwei Mandate statt einem reichten unter diesen Bedingungen 8,6 Prozent statt der 8,4 Prozent für die Neos bei der letzten Europawahl. Haben die Neos da nicht "das minimalste Wahlziel, das man sich nehmen kann"?

"Ich glaube, das ist den Menschen ziemlich wurscht, wie viel Prozent das sind", gibt Meinl-Reisinger zurück: "Wichtig ist, dass es starke Stimmen gibt, und mit zwei ist das eine Verdopplung der starken Stimmen." Bei "Verdopplung" lacht sie wieder. (Harald Fidler, 23.4.2024)

"ZiB 2": Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger im Interview
Neos-Chefin Beate Meinl-Reisinger über die Residenzpflicht, die jüngsten Ergebnisse bei den Gemeindewahlen und Ziele und Aussichten für EU- und Nationalratswahl.
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