Dirigent Christian Thielemann rettete die philharmonischen Konzerte.
Dirigent Christian Thielemann rettete die philharmonischen Konzerte.
APA/DIETER NAGL

Das Praktische am Wiener Musikalltag ist, dass ihn unentwegt hochkarätige Gäste beleben. Wenn einer – wie der Chef der Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko – aus gesundheitlichen Gründen seine vier Konzerte mit den Philharmonikern absagen muss, ist schnell Ersatz gefunden. Christian Thielemann ist in der Stadt, um demnächst die Premiere von Lohengrin an der Staatsoper zu leiten. Direktor Bogdan Roščić gab ihn kurzfristig frei, wofür philharmonisch gedankt wurde.

Klangvoll sterben

Im Musikverein gab es am Samstag mit dem Lohengrin-Vorspiel auch einen Hauch von Generalprobe. Lichtklänge, delikate Schichtungen und legatoselig ausgestaltete zarte Melos überzeugen – nur am Ende zerbröselt ein Geigenton. Das Tristan-Vorspiel lässt es vergessen. Thielemann führt diese Musik der Raserei zu ihren energetischen Gipfelpunkten. Die einander übersingenden Linien münden im Liebestod, der per silbrigem Klang vollendet wird.

Brahms' Symphonie Nr. 2 zeigt positiv den Unterschied zwischen klangvoll und dick aufgetragen, zwischen romantisch und behäbig. Besonders der erste Satz entfaltet poetische Dringlichkeit. Nach solidem Satz zwei und drei das Finale: Alle Energie wird mobilisiert, im geregelten formalen Rahmen, der ja bei Brahms so essenziell ist. (Ljubisa Tosic, 22.4.2024)