Schule, Migration, Wien, Deutschklassen
Der Familiennachzug ist eine Herausforderung – nicht nur für Schulen. Wenn politisch gewollt, kann daraus eine Chance werden.
Heribert Corn

Dass ein knappes Drittel jener Menschen, die im Zuge des Familiennachzugs nach Österreich kommen, Kinder unter sieben Jahren sind, ist eine gute Nachricht. Warum? Weil bei Kindern in diesem Alter noch alles möglich ist. Weil sie wissbegierig sind, sich leicht an neue Umgebungen anpassen. Aus ihnen können die Medizinerinnen, diplomierten Pfleger, Technikerinnen und IT-Spezialisten werden, die Österreich in 20 Jahren genauso dringend braucht wie heute.

Schaffen wir das noch?

Freilich: Zweifel können aufkommen, wenn man etwa die STANDARD-Analyse über die Herausforderungen im Schulsystem liest. Sie trägt den Titel "Schaffen wir das (noch)?". Vor allem Wiens Schulen sind am Anschlag. Der Zuzug ukrainischer Flüchtlinge ist genauso fordernd wie die Bildungsdefizite von Kindern, die hier geboren wurden. Dazu kommt die Pensionierungswelle der "Babyboomer". Wiens Vizebürgermeister Christoph Wiederkehr (Neos) sieht die Lösung in einer Residenzpflicht für Flüchtlinge. Auch AMS-Chef Johannes Kopf und der Wiener Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) können sich eine gesetzliche Regelung vorstellen.

Politische Lösung notwendig

Viel besser wäre eine politische Einigung. Die mag nur schwierig zu erzielen sein, aber zahlt sich aus. Gerade kleine Gemeinden und Kleinstädte brauchen Nachwuchs, gerade hier kann Integration viel besser, weil unmittelbarer, gelingen als in einer Großstadt. Am Ende sollten alle daran glauben: dass Kinder, egal woher sie kommen, eine Chance für Österreich sind. (Petra Stuiber, 22.4.2024)