Israel schlägt zurück: In der Nacht auf Freitag wurden zeitgleich im Iran, im Irak und in Syrien Angriffe verzeichnet. Israels Armee übernimmt keine Verantwortung und nimmt zu den Angriffen auch nicht Stellung, es wurde eine Nachrichtensperre verhängt. Der New York Times sollen namhafte israelische Vertreter jedoch bestätigt haben, dass Israel hinter den Schlägen steckt. Quellen in den USA erklärten, dass US-amerikanische Einheiten an den Angriffen nicht beteiligt waren, Washington sei von Israel aber vorab von den Plänen informiert worden.

Reaktion nicht anzunehmen

Alles, was in Israel Freitagmorgen über die Schläge bekannt wurde, berief sich auf ausländische Medien als Quelle. Offizielle Stellungnahmen gab es auch von der Regierung vorerst nicht. Das Heimatfrontkommando lässt die Richtlinien für den Zivilschutz aber bis auf weiteres unverändert. Man rechnet also nicht mit einer unmittelbaren Reaktion aus dem Iran oder von einem seiner Stellvertreter in der Region – jedenfalls keiner, die auch die breite Bevölkerung betreffen würde.

Israel äußert sich zu den Berichten, man habe den Iran angegriffen, nicht.
AFP/AHMAD GHARABLI

Im Norden Israels gab es zuletzt wieder heftige Angriffe aus dem Libanon, die auch für erhebliche Schäden sorgten. Bei Angriffen auf das Dorf Arab Al-Aramshe wurden 18 Menschen verletzt, vier davon schwer.

Atomeinrichtungen nicht betroffen

Was über die Angriffe im Iran bekannt ist: In den frühen Morgenstunden waren offenbar Explosionen nahe einer Luftwaffenbasis in Isfahan zu hören. Im Raum Isfahan befinden sich mehrere wichtige Einrichtungen des iranischen Atomprogramms. Laut iranischen Angaben war die nukleare Infrastruktur aber nicht betroffen, auch die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) bestätigte das Freitagmorgen. Ob es Einschläge in der Armeebasis gab, ist unklar, das iranische Staatsfernsehen bestreitet dies. Laut iranischen Berichten waren die Explosionen eine Folge der iranischen Luftabwehr. "Drei Drohnen wurden am Himmel über Isfahan entdeckt, die Luftabwehr wurde aktiviert, und sie hat die Drohnen vernichtet", berichtete das Staatsfernsehen.

Seit den massiven iranischen Angriffen auf Israel in der Nacht auf vergangenen Sonntag war es nur eine Frage der Zeit, dass Israel antworten würde. Zuletzt hieß es, ein Schlag vor dem Beginn des Pessach-Festes am Montagabend sei unrealistisch.

Ob das jetzt schon alles war, ist jedoch fraglich. Eine "angemessene Antwort" auf den Angriff vom Sonntag mit mehr als 300 ballistischen Raketen, Drohnen und Marschflugkörpern war dieser eher signalhafte Schlag am Geburtstag des iranischen Führers Ayatollah Ali Khamenei eher nicht. Laut einem Reuters-Bericht bestätigten iranische Quellen, dass keine Raketen involviert waren.

Appell zur Deeskalation

In Israel geht man davon aus, dass der Iran kein Interesse an einer weiteren Eskalation hat. Auch aus israelischer Sicht gilt es, eine längere Auseinandersetzung mit dem Iran tunlichst zu vermeiden. "Unser Hauptanliegen jetzt ist es, die Geiseln aus Gaza zurückzubekommen und die Hamas zu schlagen", sagt der frühere Militärgeheimdienstchef Amos Yadlin. "Ein Krieg zwischen Israel und dem Iran, das ist der feuchte Traum von Sinwar" (Hamas-Führer in Gaza, Anm.), sagt Yadlin.

Ruhige Bilder aus einem Kreisverkehr sollten im iranischen Fernsehen zeigen: Es ist nichts passiert.
AFP/IRANIAN STATE TV (IRIB)/-

Dass der Iran die aktuellen Schläge nicht zum Anlass für eine weitere Eskalation nehmen will, dafür gibt es einige Anzeichen. Scharfe Worte gegen Israel blieben aus, man tat so, als sei der Absender der Aggression unbekannt. Auch die Berichterstattung im Staatsfernsehen trug zur Deeskalation bei. Bilder aus Isfahan wurden ausgestrahlt, die Entwarnung signalisieren sollten: Es gebe keine Schäden an der Armeebasis. Zudem erklärte man in Teheran, dass die Angriffe von iranischem Boden aus gestartet wurden.

Der Ölpreis steigt

Der iranische Luftraum wurde nach den Angriffen vorübergehend großräumig gesperrt, einige Flüge mussten zum Abflugort zurückkehren oder in die Türkei umgelenkt werden.

Unabhängig davon, ob eine weitere Eskalation jetzt zu erwarten ist oder nicht: Die Märkte reagierten prompt. Der Ölpreis sprang Freitagmorgen an, die Ratingagentur S&P stufte Israels Kreditrating von AA– auf A+ herab. (Maria Sterkl aus Jerusalem, 19.4.2024)