Hummel Insektensterben
In unseren Breiten sind etliche Hummelarten bedroht. Das gibt aber nicht für die Gemeine Östliche Hummel, die als echte Überlebenskünstlerin gelten kann.
APA/dpa/Patrick Pleul

Hummeln und andere Wildbienenarten sind vom Insektensterben besonders stark betroffen. Es gibt aber auch Hummelspezies, die besondere Überlebensfähigkeiten zeigen und sie womöglich auch vor bestimmten Bedrohungen des Klimawandels gut schützen: Königinnen der Gemeinen Östlichen Hummeln (Bombus impatiens), die in Nordamerika verbreitet und dort eine der wichtigsten Bestäuberinnen ist, können zumindest eine Woche unter Wasser problemlos überstehen, wie die Entomologin Sabrina Rondeau und ihr Kollege Nigel Raine eher durch einen Zufall herausgefunden haben.

Die beiden Forschenden von der Universität Guelph im kanadischen Ontario hatte Röhrchen, in denen sich Hummelköniginnen in künstlicher Winterruhe befanden, durch ein Missgeschick unter Wasser gesetzt und hielten die Insekten schon für tot. Doch als die pelzigen Brummerchen in der Wärme trockneten, begannen sie sich wieder zu bewegen und verhielten sich ganz so, ob nichts Besonderes passiert wäre.

Aufwendige Testreihe

Das verwunderte die Forschenden, die deshalb unter kontrollierten Bedingungen das Malheur nachstellten, wie sie im Fachmagazin "Biology Letters" berichten: Insgesamt 143 Hummelköniginnen wurden in kleine Röhrchen mit etwas Erde verfrachtet und im Kühlschrank in Winterruhe versetzt. Nach ein paar Tagen wurden 126 der Röhrchen mitsamt der Königinnen Wasser hinzugefügt, die anderen 17 dienten als Kontrollgruppe.

Bei einigen der bewässerten Königinnen in Winterruhe wurde das Wasser nach acht Stunden wieder abgelassen, bei anderen nach 24 Stunden und bei wiederum anderen erst nach sieben Tagen. Eine Hälfte schwamm jeweils obenauf, die andere Hälfte wurde vorsichtig unter Wasser gedrückt.

Als alle Königinnen nach acht Wochen künstlicher Winterruhe wieder zurückgeholt wurden, überlebten in allen Gruppen 80 bis 90 Prozent der Hummelköniginnen aus der Ruhephase – egal ob mit oder ohne Wasser und egal ob acht Stunden oder sieben Tage. Der entscheidende Überlebensfaktor war ein anderer: Königinnen mit einem höheren Gewicht hatten eine größere Überlebenschance.Die Forschenden vermuten, dass die Hummeln womöglich mehr als sieben Tage unter Wasser überlebt hätten, testeten das aber nicht.

Eine Ausnahmeerscheinung?

Die Ergebnisse verwunderten auch deshalb, da die meisten Insekten, die als erwachsene Tiere überwintern (darunter viele Laufkäferarten), ein Unterwasserbad während der Winterruhe nicht überleben. Sie müssen also etwaige Überschwemmungsgebiete verlassen, um nicht schlafend zu ertrinken. Auch befruchtete Hummelköniginnen graben sich im Erdboden ein, um die kalte Jahreszeit zu überstehen, während der Rest des Volks stirbt.

Was man bereits wusste: dass die Hummeln über eine Art Frostschutzmittel verfügen, um auch Minusgrade zu überstehen. Wie die Versuchsreihe bewies, können sie in der Winterruhe allem Anschein nach auch tagelange Überschwemmungen überstehen. Das sei angesichts der Klimawandels und häufigerer Regenfälle im Winter eine gute Nachricht, wie Sabrina Rondeau erklärt. Denn rund ein Drittel aller Hummelarten sei derzeit im Rückgang begriffen oder sogar vom Aussterben bedroht. (Das gilt übrigens auch für Österreich.)

Die Gewöhnliche Östliche Hummel ist davon aber nicht betroffen. Rondeau will deshalb als Nächstes herausfinden, ob die Überschwemmungstoleranz dieser Hummelart Grund für ihren ungefährdeten Status sein könnte. Um diese Frage zu klären, sollen nun einige weitere Hummelarten während der Winterruhe im Kühlschrank dem kühlen Unterwassertest unterzogen werden. (tasch, 18.4.2024)