Staatsanwältin Henry Mahn (Malaya Stern Takeda) und Rechtsanwältin Anna Conti (Désirée Nosbusch) in
Staatsanwältin Henry Mahn (Malaya Stern Takeda) und Rechtsanwältin Anna Conti (Désirée Nosbusch) in "Ein Fall für Conti: Spieler" am Freitag um 20.15 Uhr auf Arte.
ZDF/Georges Pauly

Hätte die Schalterbeamtin nicht den Ausweis des vermeintlichen Kunden beim Kopierer liegen lassen, wäre sie wahrscheinlich nicht frühzeitig in den Tresorraum zurückgekommen und hätte Frank Stolpe (Mark Waschke), so der Name des Kunden, nicht auf frischer Tat ertappt. Wäre die Schalterbeamtin nicht gekommen, hätte Frank Stolpe nicht nur die USB-Sticks, sondern auch das Brillantenkrönchen einstecken können und unerkannt, freundlich lächelnd "Auf Wiedersehen" sagen und die Bank verlassen können. Niemand hätte gesehen, wie er das falsche Bärtchen und die Perücke abnimmt. Niemand hätte je vom Doppelleben erfahren, das Frank Stolpe führte. Und auch alles andere wäre nie ans Tageslicht gekommen, vor allem aber hätte Frank Stolpe nie die Anwältin Anna Conti kennengelernt.

Die soll Stolpe zunächst verteidigen, und zu Beginn von "Ein Fall für Conti: Spieler", am Freitag auf Arte und in der Arte-Mediathek, sieht es so aus, als habe ihr zukünftiger Klient Glück: Mit Hättitätiwari kann Conti nichts anfangen : "Ich habe drei Regeln: kein Lustmord, keine Lügen, kein Liquiditätsproblem", sagt die Anwältin. Mit der Wahrheit hat Stolpe so sein Thema, was dazu führt, dass die toughe Anwältin den Fall fast nicht annimmt. Als am Krankenbett des Angeklagten plötzlich zwei Frauen stehen, die beide behaupten dessen Ehefrau zu sein, bleibt Conti hängen.

Zwischen Kanzlei, Gefängnis und Gerichtssaal

Anders als in der Auftaktfolge, in der die Strafverteidigerin noch selbst stark mit eigenen Dämonen zu ringen hatte, ist Conti dieses Mal fest im Fall verankert. Mit Azubi Carlo (Maximilian Mundt) hat Conti außerdem einen in jeder Situation loyalen Mitarbeiter und in ihrer dementen Mutter einen schmerzvollen, aber eben auch vertrauten Rückzugsort. Der clever gestrickte Fall gibt zwischen Kanzlei, Gefängnis und Gerichtssaal Rätsel auf, und es wird dann doch wieder auch für Conti eng.

Mit Staatsanwältin Henry Mahn (Malaya Stern Takeda) hat sie in diesem Krimidrama von Lucas Thiem (Buch) und Nathan Nill (Regie) eine Hardcore-Feministin als Gegenüber, von der sie sich in vielem unterscheiden will. Und es ist schön, zu sehen, dass die beiden einander vielleicht doch näher sind, als sie glauben. Auch wenn das Ende etwas in Richtung "Richterin Barbara Salesch" abrutscht, haben Arte und das ZDF mit Anna Conti eine charismatische Ermittlerin, von der man gerne mehr sehen möchte. Desirée Nosbusch steht ihren Vorgängerinnen wie Hannelore Hoger in "Bella Block" oder Senta Berger in "Unter Verdacht" um nichts nach. (Doris Priesching, 19.4.2024)