Ganz Österreich ist voll mit Wohnraum. Wir haben davon weit mehr, als wir brauchen. In unserem Land gibt es nicht nur 230.000 leerstehende Wohnungen, wie Greenpeace kürzlich erhoben hat, auch in den Einfamilienhäusern des Landes sind viele Hobbyräume oder frühere Kinderzimmer unbewohnt. Schätzungen zufolge könnten in unterbelegten Häusern rund drei Millionen Menschen unterkommen.

Landauf und landab werden in Österreich auch heute noch neue Einfamilienhäuser gebaut, damit sollte langsam Schluss sein.
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Dass die Regierung nun Neubauten weiter fördern will, indem sie Milliarden für ein Wohnpaket locker macht, mutet wahrlich rückschrittlich an. Kritik kommt etwa aus der Wissenschaft. Fachleute beklagen immer wieder, welche Auswirkungen Neubauten auf das Klima haben. Die Bauwirtschaft ist einer der größten Ressourcen- und Bodenverbraucher, und sie treibt den CO2-Ausstoß an.

Doch das ist längst nicht alles. Wird weiter neu gebaut, schadet das auch unserem Zusammenleben. Schon jetzt sind viele Menschen aufs Auto angewiesen, weil unsere Städte und Dörfer zersiedelt sind. Anstatt sich auf dem Weg in den Supermarkt oder die Arbeit auf der Straße zu begegnen, ein paar nette Worte mit Bekannten zu wechseln, sitzen viele alleine in ihren Fahrzeugen. Gleichzeitig sterben die Ortskerne aus.

Anreize für Umbauten

Vor allem für ältere Menschen, die oft nicht mehr so mobil sind, führt das zur Vereinsamung in ihren großen, leeren Häusern abseits der Ortszentren. Aber auch junge Menschen leiden unter Vereinzelung, wenn jede Familie ihren eigenen Spielplatz im Garten hat und nicht mehr mit Nachbarn auf dem Dorfplatz zusammenkommt.

Neubauten zu fördern ist im Jahr 2024 nicht mehr tragbar. Was es vielmehr bräuchte, sind großzügige Anreize für Sanierungen, Umbauten oder das Aufteilen von Einfamilienhäusern. Eine Pensionistin und eine Jungfamilie als WG-Mitbewohner? Warum nicht! In unserem Land könnte sich durch solche Wohnformen viel zum Besseren verändern. (Bernadette Redl, 5.4.2024)