Karton Verpackung Pakete
Die meisten Verpackungen sind aus Karton und können maximal ein paar mal recycelt werden.
REUTERS

Wie können Lieferketten so gestaltet werden, dass sie Mensch und Umwelt möglichst wenig belasten, dabei aber gleichzeitig wirtschaftlich bleiben? Um etwa Arzneimittel zum richtigen Zeitpunkt an Apotheken und Krankenhäuser zu liefern, sind umfassende Logistikprozesse vonnöten. Dabei fällt einiges an Material an, insbesondere Kartons. Die können zwar recycelt werden, doch die Anzahl an Recyclingzyklen ist begrenzt.

Bis zu sieben Mal kann so ein Karton wiederverwendet werden. Das klingt gut, bedeutet aber auch, dass spätestens ab dem achten Karton völlig neues Papier hergestellt werden muss – die Fasern sind schlicht nicht mehr brauchbar. Gegenüber Einweg-Kartonverpackungen konnte sich der Einsatz von Mehrwegverpackungen bisher kaum etablieren. Nur wenige wagten es bisher, auf wiederverwendbare Transportbehälter zu setzen.

Ressourcen schonen

Das Projekt Rekep der FH Wien der WKW am Institute for Digital Transformation and Strategy bricht mit dieser Tradition und untersucht den Einsatz intelligenter Mehrwegbehälter aus Hartplastik, welche hunderte Male verwendet werden können. Dabei sollen bis zu 80 Prozent an Ressourcen eingespart werden. Ein speziell entwickeltes Stecksystem verbindet die Transportboxen miteinander. Dadurch können sie effizient gebündelt und in einem Schubladensystem organisiert werden. Zusätzlich hofft man, durch intelligente Vernetzung Abgasemissionen, Leerfahrten und Zeit einzusparen.

In Zukunft soll jedes Behältnis "wissen", wo es hinmuss, und somit auch, wo im Lieferwagen es sich idealerweise befinden sollte, um weniger Zeit fürs Ausladen in Anspruch zu nehmen. Gerald Schneikart, Forscher an der FH Wien, hat mit dem System "Pick by Light" auch gleich ein Anwendungsbeispiel parat. Ist ein Medikament an seinem Zielort angelangt, etwa einer Apotheke im Wiener Umland, leuchtet ein kleines LED-Lämpchen an der Vorderseite der Box auf. Das Behältnis wird dadurch schneller im Wagen gefunden, lästiges Suchen gehört der Vergangenheit an. "Semiautomatisiert" nennt Schneikart das.

Mehrwegboxen
So könnten die Mehrwegboxen und der Verriegelungsmechanismus (6 + 17) aussehen.
AIT

Damit eine gewöhnliche Plastikbox zu einer intelligenten Box wird, die sich nahtlos in Informationssysteme einfügt, ist aber einiges an Vorarbeit vonnöten. Für das Rekep-Projekt werden die Kunststoffbehälter vom Start-up Booxit mit entsprechenden Sensoren aufgerüstet. Die Hintergrundsysteme programmiert das Unternehmen Compunity. Ein enger technologischer Austausch findet auch mit dem Austrian Institute of Technology (AIT) sowie der FH Oberösterreich statt. Gefördert wird das Projekt über das FFG-Programm Kreislaufwirtschaft des Klimaschutzministeriums.

Das Internet der Dinge

Hinter all diesen digitalen Bemühungen steckt ein bereits länger diskutiertes Konzept mit dem Namen "Internet of Things". Die Vernetzung der Dinge soll eines Tages dazu führen, dass sich die Millionen Gegenstände, mit denen sich die Menschheit umgibt, eines Tages völlig von selbst organisieren. Ob das nun der intelligente Kühlschrank, das selbstfahrende Auto oder die Transportbox ist: Die Geräte kennen uns und können uns besser dienen, so das Versprechen. Datenschutzbedenken könnten durch den Gewöhnungseffekt mit der Zeit verblassen.

Aber wollen die Menschen überhaupt vernetzte Dinge? Oder werden wir letztlich alle solche Objekte benutzen, weil sie ohnehin schon standardmäßig miteinander vernetzt sind? Im Fall des Forschungsprojekts Rekep stellen sich solche Fragen (noch) nicht. Eine Transportbox für den Medikamentenhandel wird weniger Datenschutzbedenken auslösen als ein technisch optimiertes Amazon-Paket, das im privaten Wohnbereich auf eine Abholung zurück ins Warenlager wartet.

Rücktransport als größtes Problem

Apropos Abholung: Der Rücktransport dieser Boxen erweist sich laut Schneikart als die wahrscheinlich größte Herausforderung. Im aktuellen Logistikbetrieb ist ein Rücktransport schlicht nicht vorgesehen. "Ob wir die Behälter leer wieder rücktransportieren oder sie auf dem Rückweg mit etwas anderem füllen, beispielsweise Verpackungsmüll oder sogar Lebensmittel, das ist noch längst nicht geklärt", so Schneikart. In Folgeprojekten könnte man sich in Zukunft auch damit intensiver auseinandersetzen. (Sebastian Lang, 29.3.2024)