Die alten Pfarrhöfe, in denen einst Pfarrer und Haushälterin lebten, befinden sich meist nur ein paar Schritte von der Kirche entfernt und damit in allerbester Lage im Ort. In vielen Gemeinden werden diese oft jahrhundertealten Häuser aber nicht mehr genutzt.

In Düns ist aus dem Pfarrhof ein Wohnhaus geworden.
Markus Fulterer

Denn ein Pfarrer betreut heute oft gleich mehrere Pfarren und wohnt gar nicht mehr im Pfarrhaus. Daher verfallen die Häuser langsam vor sich hin. Oft nicht nur, weil das Geld, sondern auch die Ideen für eine Nachnutzung fehlen und die Häuser unter Denkmalschutz stehen, was die Planung verkompliziert.

Aber es gibt Lösungen, wie erfolgreiche Revitalisierungen der alten Bausubstanz zeigen. In Düns in Vorarlberg zum Beispiel, wo der Pfarrgemeinde das seit Jahrzehnten leerstehende und knapp 200 Jahre alte Pfarrhaus mit Blick ins Tal von der Diözese Feldkirch abgekauft und – mit Unterstützung des Bundesdenkmalamtes – vor wenigen Jahren saniert wurde.

Entstanden ist ein Wohnhaus mit 130 Quadratmeter Wohnfläche. Als Mieter wurde ein Paar gefunden, das auf der Suche nach einer Wohnform mit Geschichte war. Es hätte mehrere Interessenten gegeben, sagt Andreas Weber, Finanzkammerdirektor der Diözese Feldkirch, allerdings seien einige dann auch wieder abgesprungen, weil das Wohnen mit dem Denkmalschutz auch die eine oder andere Einschränkung bringe. In eine denkmalgeschützte Wandvertäfelung darf natürlich kein Nagel zum Aufhängen eines Bildes geschlagen werden, die Leitungen wurden zudem allesamt auf Putz verlegt.

Niedrige Räume

Gewisse Einschränkungen bringt auch die traditionelle Bauweise der alten Pfarrhöfe mit sich: Das untere Stockwerk wurde früher zu Repräsentationszwecken genutzt, im oberen wurde gewohnt. Raumhöhen und Raumaufteilung sind hier mitunter schwierig, wie Markus Fulterer, Diözesanbaumeister der Diözese Feldkirch, berichtet. Aufgrund der klimatischen Gegebenheiten fielen Räume früher kleiner und niedriger aus – teils mit Höhen von nur 2,10 Metern.

Früher kam oft auch die sogenannte Strickbauweise zur Anwendung, bei der massive Holzwände übereinandergeschichtet werden. Dadurch sind die Häuser auch häufig sehr hellhörig. Mehrere Wohnungen sind aus diesem Grund in einem Pfarrhaus nur schwer umsetzbar.

Im Pfarrhaus in Thal sind Pfarrbüro und Übergangswohnungen untergekommen.
David Schreyer

Das Vorarlberger Architekturbüro Gruber Locher hat bereits zwei Pfarrhöfe revitalisiert. Einer steht in Sulzberg im Bregenzerwald. Hier wurde lange über die mögliche Nutzung diskutiert, letztendlich hat die Gemeinde das Haus (Baujahr laut Giebel: 1732) im Baurecht übernommen und ein öffentliches Gebäude daraus gemacht. Im Erdgeschoß ist die Bibliothek eingezogen, im oberen Stockwerk das Pfarrbüro, außerdem wurden Vereinsräumlichkeiten geschaffen.

"Die obere Struktur war gut", sagt Architekt Gerhard Gruber, auch die Fassade war bereits Anfang der 2000er-Jahre saniert worden und in Ordnung. Doch das Erdgeschoß bestand aus Stein und war desolat, weshalb eine Bodenplatte betoniert werden musste.

Viel Eigenleistung

In seiner bald 300-jährigen Geschichte wurde das Haus immer wieder umgebaut, sagt Gruber, "das war ein Panoptikum an Räumen". Mit der Sanierung wurde dem Gebäude also ein weiteres Kapitel hinzugefügt: "Dieses Weiterstricken war sehr spannend."

Ähnliches hat sein Büropartner Reinhold Locher nicht weit davon in Thal, einem Sulzberger Ortsteil, 2019 geschafft. Auch hier wurden unterschiedliche Konzepte für das Pfarrhaus gewälzt, letztendlich entschied man sich für eine Revitalisierung.

Im Erdgeschoß befinden sich nun das Pfarrbüro, ein Pfarrzimmer und ein Sitzungsraum. Im Obergeschoß sind zwei Übergangswohnungen entstanden.

Der Dachboden wurde für eine mögliche künftige Nutzung roh ausgebaut. Der barrierefreie Zugang ist in den historischen Pfarrhöfen nicht immer möglich – in Thal wird er durch einen Balkonzubau auf der Gebäuderückseite gewährleistet. Viele der Arbeiten wurden von Ehrenamtlichen in Eigenleistung erbracht, erzählt Locher, "es gab zwei, drei Personen, die nahezu ständig auf der Baustelle waren und die Hilfsarbeiten erledigt haben".

Es braucht Zuversicht

Manche Pfarrhöfe warten indes noch auf eine neue Nutzung. In der Diözese Feldkirch, die die erwähnte Sanierung in Düns gestemmt hat, wird etwa alle zwei Jahre die Sanierung eines alten Pfarrhauses angegangen. "Allerdings sind das keine Renditeobjekte", betont Weber, der die Strategie so beschreibt: "Wir schauen immer, dass wir das letzte Haus neben der Kirche gut erhalten."

Denn möglicherweise würden die Gebäude in Zukunft wieder für eine kirchliche Nutzung benötigt. Gehören der Diözese in einem Ort weitere Häuser – etwa das Mesnerhaus –, werden diese aber verkauft.

Drei Pfarrhöfe in seiner Diözese fallen Weber aktuell ein, die ihm Sorgen machen. Bei manchen werde weiter um eine Lösung gerungen, "das kann Jahre dauern", sagt Diözesanbaumeister Fulterer, "aber irgendwann ergibt sich eine Lösung".

Mitunter brauche es dafür ein wenig Zuversicht. Aber wo, wenn nicht im Pfarrhof, findet sich die? (Franziska Zoidl, 30.3.2024)