Downtown Doha: Der Innenstadt-Cluster mit engen Gassen und Fußgängerzonen wird den Projektentwickler Msheireb Properties rund 4,1 Milliarden Euro kosten.

Visualisierung: Msheireb Properties

Doha - Der olympische Traum ist zerplatzt. 2011 hatte sich Katar als Austragungsort für die Olympischen Sommerspiele 2020 beworben. Während die Entscheidung zwischen den drei Endkandidaten Madrid, Istanbul und Tokio noch aussteht und im September 2013 verkündet werden soll, ist Katar bereits aus dem Rennen.

Dennoch gleicht die Hauptstadt Doha mit ihren 1,5 Millionen Einwohnern derzeit einem Schlachtfeld mit Hunderten von Kränen. Am Stadtrand entsteht ein neuer Flughafen, die Hafendocks sollen erweitert werden, und erst letztes Jahr wurden die Bauarbeiten für die Doha-Metro in Angriff genommen. Vier U-Bahn-Linien, zwei Straßenbahnen und eine Monorail sollen bis 2019 ein Streckennetz von mehr als 350 Kilometern ergeben. Der Grund für all diese infrastrukturellen Maßnahmen: Im Sommer 2022 wird in Katar die Fifa-Fußball-WM über die Bühne gehen.

31 Hektar neu bebaut

Eines der größten Projekte, das spätestens zur Weltmeisterschaft fertiggestellt sein soll, ist "Downtown Doha" mit 31 Hektar Fläche. Was sich zunächst nach einem klassischen Business Center District mit Bürotürmen und fußgängerlosen Schnellstraßen anhört, entpuppt sich bei genauerer Betrachtung als dichtes Innenstadtquartier für 3000 Einwohner und 13.000 Arbeitsplätze. Geplant sind außerdem Shoppingcenter, Hotels, Schule, Moschee sowie diverse Kultur- und Gemeinschaftseinrichtungen. Insgesamt sollen 760.000 Quadratmeter Nutzfläche geschaffen werden.

Der Projektentwickler Msheireb Properties, der sich in Besitz des königlichen Ehepaars, des Emirs Sheikh Hamad bin Khalifa al Thani und seiner Frau Sheikha Moza bint Nasser, befindet, nimmt dafür 5,49 Milliarden US-Dollar (4,1 Mrd. Euro) in die Hand. Die Fundierungsarbeiten haben 2010 begonnen. Im November 2012 ging der Zuschlag für die erste Bauphase Hochbau in der Höhe von rund 470 Millionen Euro an den Bauträger Arabtec. Geplante Fertigstellung aller Bauphasen: 2019.

Innenstadt wie in Europa

Stolzestes Aushängeschild von Msheireb ist die Ökologie. Downtown Doha soll nach dem Vorbild von Masdar City, die in Abu Dhabi derzeit nach Plänen des britischen Architekten Norman Foster errichtet wird, durch und durch grün werden - und zwar mit engen, beschatteten Gassen, Wasserflächen, Arkaden, kleinen Parks, Schanigärten und sogar einer Straßenbahn, die sich durch die Fußgängerzone windet. Das ist zumindest der Plan.

Erreicht werden soll dies mit neuen Technologien wie etwa solarer Kühlung und Stromgewinnung mittels Photovoltaik, aber auch mit der Wiederbelebung längst vergessener Bautraditionen, also mit selbstverschatteten Relief-Fassaden, überdachten Wegen und dem Einbau sogenannter Kühltürme. Autos sind verpönt. Sie werden - genauso wie die gesamte Gebäudetechnik und Infrastruktur - in die fünf Untergeschoße verbannt.

"Katar hat sich in den letzten Jahren wirtschaftlich sehr stark entwickelt", sagt Moza bint Nasser, Geschäftsführerin von Msheireb Properties. "Nun wollen wir diesen ökonomischen Fortschritt mit entsprechend innovativen, nachhaltigen und umweltfreundlichen Lebensräumen untermauern." Downtown Doha ist eines der Leuchtturmprojekte der Masterstudie "Qatar Vision 2030". (Wojciech Czaja, DER STANDARD, 23./24.2.2013)