Der Antrieb kommt aus der Steckdose, und das kann ruhig ein jeder wissen. Der Ladevorgang selbst nimmt schon ein wenig Zeit in Anspruch, von leere auf volle Batterie doch acht Stunden.

Foto: Guido Gluschitsch
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Grafik: DER STANDARD

Eine coole Dose, das muss man schon sagen. Je länger man den Elektro-Smart fährt, umso schlüssiger wird das Konzept, umso griffiger der Gedanke an den Umstieg, umso launiger das Gefühl. Dieses Auto kann beides, Kopf und Bauch, es ist sinnvoll und fröhlich, es ist konstruktiv und cool.

Freilich, es gibt Schwächen - wie noch bei jedem reinen Elektro-Fahrzeug. Da ist einmal die Reichweite. Beim Smart wird sie mit 130 Kilometer angegeben. Realistisch werden im regen Stadtverkehr 100 Kilometer sein.

Die zweite Schwäche: das Aufladen. Wenn die Batterie wirklich leer ist, braucht der Ladevorgang ungefähr acht Stunden. Das ist schon richtig lang. Und wenn man dumm ist wie die Testperson, dann braucht das Laden im Innenhof des STANDARD durchs offene Küchenfenster acht Stunden und dann gleich noch einmal acht Stunden, weil man im ersten Anlauf zwar das Auto an die Steckdose angeschlossen, nicht aber den On-Schalter am Ladekabel betätigt hat. Da lacht der Martin am Empfang und denkt sich was.

Dieses Auto - wie alle anderen Elektrofahrzeuge - macht Sinn, wenn man eine Garage oder einen Platz hat, an dem man den Smart leicht am Strom anhängen kann, sinnvoll über Nacht. Ein Kabel aus dem dritten Stock herunterzulassen mag zwar in Ausnahmesituationen auch ein Weg sein, ist aber sicher nicht die Lösung.

Der Smart ist nicht hundertprozentig lautlos. Wenn er Fahrt aufnimmt, surrt und pfeift er - nicht laut, aber hörbar. Völlig lautlos wäre cooler, aber das kommt vielleicht noch.

Autobahn ist möglich, aber mit einer Spitzengeschwindigkeit von etwa 100 km/h ist man nicht bei den Schnellsten dabei und wird sich vorwiegend auf der rechten Fahrspur in Gesellschaft von größeren Lastwägen aufhalten.

Die Leistung ist zwar für den normalen Gebrauch in der Stadt in Ordnung, aber nicht überragend. Andere Elektroautos ziehen schneller davon. Im Smart merkt man die 41 PS, erst recht, wenn zwei Leute im Wägelchen sitzen - und noch schlimmer, wenn man bergauf fährt, da wird spürbar geschwächelt.

Dennoch lässt sich mit all diesen Schwächen umgehen, am Ende bleibt zweitens das Vergnügen und erstens das gute Gewissen: null Emission - null eben. Das kann schon was und weist in die Zukunft. Wer mit dem Elektroantrieb unterwegs ist, entwickelt automatisch die Vorstellung, dass alle anderen das auch bald sind, und das wäre toll. (Michael Völker/DER STANDARD/Automobil/02.09.2011)