Brasilia - Trotz massiver Proteste und nach hartem juristischem Tauziehen hat Brasiliens Regierung den Bau des weltweit drittgrößten Wasserkraftwerkes auf Schiene gebracht. Die Konzession für das Milliarden-Projekt im Amazonas-Gebiet wurde am Dienstag an das Konsortium "Norte Energia" vergeben, dem insgesamt acht Unternehmen angehören, gab die Nationale Elektrizitätsbehörde Aneel bekannt. Die Entscheidung war bis zuletzt durch mehrere Einstweilige Verfügungen verzögert worden, die allerdings vom Regionalen Bundesgericht kassiert wurden.

Das umgerechnet etwa 8,5 Milliarden Euro teure Kraftwerk Belo Monte soll am Xingu-Fluss im Bundesstaat Para entstehen und in der ersten Phase 2015 in Betrieb gehen. Es wäre mit einer Leistungskapazität von über 11.000 Megawatt das drittgrößte Wasserkraftwerk der Welt, nach dem Drei-Schluchten-Staudamm in China und dem Itaipu-Werk an der Grenze Brasiliens zu Paraguay. Für das Staubecken sollen mehr als 500 Quadratkilometer Fläche überflutet und vermutlich über 20.000 Menschen umgesiedelt werden.

Breite Front der Ablehnung

Die Regierung hält das Wasserkraftwerk zur Sicherung der Energieversorgung für notwendig. Die am und vom Xingu-Fluss lebenden Indios, Menschenrechtler, Umweltschützer und die katholische Kirche laufen dagegen gegen das Projekt Sturm. Sie befürchten unkalkulierbare Auswirkungen auf die Umwelt und sehen die Lebensgrundlagen der Indios massiv bedroht. Vergangene Woche hatte auch Star-Regisseur James Cameron ("Avatar") an den Protesten teilgenommen. Unter den Gegnern ist auch der Indigenen-Missionsrat der Brasilianischen Bischofskonferenz (CIMI), dessen Präsident der austro-brasilianische Bischof Erwin Kräutler ist.

Die kontroverse Vergabe war noch am Dienstag von Gegnern für mehr als zwei Stunden gestoppt worden. Das Justizministerium des Bundesstaates Para hatte das Staudammprojekt unter anderem als "Affront gegen Umweltgesetze" zurückgewiesen, die Regionalregierung befürchtet Auswirkungen auf die Tier- und Pflanzenwelt. Die vorläufige Umweltgenehmigung war Anfang Februar allerdings mit Auflagen erteilt worden. Zwischen der Zentral- und der Regionalregierung herrscht aufgrund des Milliarden-Projektes ein seit Monaten anhaltender Disput. (APA/dpa/Reuters)