Wien - Auf die Wirtschaft mag der Ausbruch des isländischen Vulkans, für den sich rasch die Kurzform "Eyjafjalla" eingebügert hat, Wirkung gezeigt haben. Erdgeschichtlich hingegen ist er "völlig unbedeutend", meinte Hans Egger von der Geologischen Bundesanstalt. Der Geologe hat vor einigen Jahren in Salzburg geologische Schichten entdeckt, die von massiven vulkanischen Aktivitäten in Island vor 54 Millionen Jahren zeugen.

Damals wurde den Berechnungen der Wissenschafter zufolge in rund 600.000 Jahren die unvorstellbare Menge von 21.000 Kubikkilometern Vulkanasche in die Luft geschleudert. Zum Vergleich: Beim sehr gut dokumentierten Ausbruch des Mount St. Helens im Jahr 1980 war es ein Kubikkilometer; der allerdings auf einmal.

Periode extremer Klimaschwankungen

Der geologische Vorläufer der heutigen Insel Island ist damals unter anderem durch vulkanische Aktivitäten aus dem Meeresspiegel aufgetaucht, durch die Verbindung der Lava mit dem Meerwasser kam es zu gewaltigen Eruptionen. Wasserdampf-Explosionen hätten das Material bis in die Stratosphäre gebracht, wo es sich dann über weite Gebiete ausbreiten konnte, erklärt Egger.

Die Auswirkungen dieser Eruptionen waren gewaltig: Die Staub- und Aerosol-Wolke in der Stratosphäre hat zu einer deutlichen Abschattung geführt und den Berechnungen Eggers zufolge global zu einer Abkühlung von ein bis zwei Grad geführt. Damit habe der Vulkanismus in einer der wärmsten Perioden der Erdgeschichte deutlich dazu beigetragen, dass es wieder abgekühlt hat.

Dabei hatte diese Wärmephase noch gar nicht so lange angehalten: Etwas über eine Million Jahre zuvor war es zu einem anderen die Biosphäre prägenden Ereignis gekommen: Einem enormen Anstieg des Methangehalts in der Atmosphäre, ausgelöst vermutlich durch das Abschmelzen unterseeischer Methanhydrat-Depots. Innerhalb von 20.000 Jahren - geologisch betrachtet ein Augenblick - stiegen die Temperaturen weltweit um etwa sechs Grad.

Spuren in Österreich

Im Zuge der geologischen Landesaufnahme Österreichs hatte Egger im Jahr 2000 nördlich und südlich von Salzburg die Überreste der isländischen Vulkanaktivitäten vor 54 Millionen Jahren entdeckt. Insgesamt wurden 22 Lagen mit ehemals basaltischen Material gefunden, die sich mittlerweile in Tonminerale umgewandelt haben. Die dickste Schicht war drei Zentimeter stark, was auf eine Eruption mit einem Asche-Ausstoß von rund 1.000 Kubikkilometern schließen lässt. "In der Erdgeschichte kennt man bisher nur rund 50 solcher Super-Eruptionen, das muss schon ordentlich gekracht haben", so Egger, der seine Arbeit 2006 im der Fachzeitschrift "International Journal for Earth Science" veröffentlicht hat.

In Österreich wurden mittlerweile auch in der Steiermark die Reste dieser vulkanischen Aktivität entdeckt. Näher am Eruptionszentrum, etwa in Dänemark habe man sogar rund 200 Lagen mit der isländischen Vulkanasche aus dieser Zeit gefunden. (APA)