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Dreieinhalb Stunden währte die Zusammenkunft der Kreditversicherer, am Ende hing die Zukunft von Cosmos nicht mehr völlig im luftleeren Raum. Die Tiroler Brüder Stauder wollen der insolventen Handelskette Eigenmittel zur Verfügung stellen, bestätigt Masseverwalter Karl Engelhart im Gespräch mit dem Standard. Atradius, Coface und Prisma sehen darin Chancen, den drohenden Konkurs noch abzuwenden. Sie haben Markus Stauder Vorschläge unterbreitet, unter welchen Bedingungen sie Lieferungen wieder finanziell decken. Sollte er sie nicht annehmen, ist das Ende von Cosmos besiegelt. Die Entscheidung muss in den kommenden Tagen fallen.

"Es ist schwierig."

Cosmos läuft die Zeit davon. Die Kette braucht für den Fortbetrieb über die nächsten Wochen zumindest fünf Millionen Euro. Denn die Industrie liefert derzeit nur gegen Bares oder unter Eigentumsvorbehalten. Die Kosten für Mieten und Personal laufen weiter. Monatlich verbrennt Cosmos so geschätzt 3,5 Millionen Euro. "Die Ware ist bereits dünn geworden" , sagt Engelhart. Rabatte wie im Rahmen der Pleite des Versandhauses Quelle gebe es keine. Die Kunden kauften nach wie vor ein - viele seien aber beunruhigt. "Es ist schwierig."

Gläubigerschützer machen unzählige offene Fragen stutzig. Da geht es zum einen um die Bankenverbindlichkeiten bei Erste Bank und Hypo Alpe Adria in der Höhe von fast 19 Mio. Euro, die die Stauders mit ihrer slowakischen Firma Nove-K aufgekauft haben. Ein Teil des Kapitals wurde in einer Phase, in der der üble Zustand des Unternehmens bereits offensichtlich war, nachrangig gestellt. Warum und wie das alles passiert sei, und an welche Bedingung es geknüpft wurde, sei nach wie vor undurchsichtig, sagt Wolfgang Hrobar, Insolvenzexperte des Alpenländischen Kreditorenverbands AKV.

Ebenso unklar sei, was den massiven Anstieg der Verbindlichkeiten innerhalb eines Jahres herbeigeführt habe. Und wie es sein könne, dass Cosmos 2009 die Zahl seiner Dienstnehmer noch auf 1250 erhöht habe, obwohl Standorte geschlossen wurden. Die neuen Eigentümer ließen sich zu alldem bisher nicht in die Karten blicken.

Er habe die Bilanz 2009 angefordert, sagt Engelhart, die über vieles Aufschluss geben werde. Was die übernommenen Verbindlichkeiten betreffe: Die Nove-K wolle sie derzeit nicht geltend machen. Ob es ein Verzicht oder eine Zurückstellung sei, sei noch offen.

Schlechte Karten

Schlechte Karten haben Konsumenten, die über Gutscheine verfügen. Die Elektrokette warb dafür noch im Dezember mit Rabatten, doch wer sie jetzt einlösen will, erhält an der Kasse nur einen Informationszettel des Ausgleichsverwalters. Demnach können die Forderungen vor Gericht angemeldet werden. Bei einem Ausgleich verlieren die Gutscheine voraussichtlich 60 Prozent ihres Werts. Bei einem Konkurs könnten die Kunden nur 20 Prozent des Geldes gestückelt auf zwei Jahre sehen.

Ein wichtiges Wort bei der Cosmos-Rettung mitzureden hat einmal mehr die Politik. SP-Sozialminister Rudolf Hundstorfer soll vor rund einem Jahr, als das Überleben des Konzerns am seidenen Faden hing, vehement bei Banken interveniert haben. Als Druckmittel dienten die Staatshilfen. (Verena Kainrath, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 09.02.2010)