Hamburg/Mailand - Rund 2500 Europa-Mitarbeiter der im Herbst 2008 spektakulär pleitegegangenen US-Investmentbank Lehman Brothers haben im letzten Moment noch rund 1,4 Milliarden Euro an Boni erhalten, berichtet der "Spiegel". Der damalige Lehman Brothers Europa-Chef, Christian Meissner, habe diese Zahlungen ausgehandelt, als das Europa-Geschäft der US-Bank an den japanischen Finanzkonzern Nomura um symbolische zwei Dollar verkauft wurde.
Laut Spiegel sei der Durchschnittsverdienst der Ex-Lehman-Banker in Europa in den Krisenjahren 2008 und 2009 bei 400.000 Dollar gelegen. Die Bonussteuer von 50 Prozent, die die britische Regierung verhängt hat, greife bei diesen Zahlungen nicht: Sie wurden als Garantie-Boni vereinbart und würden daher steuerlich wie Fixgehälter behandelt werden.
Gesetzesinitiative in Italien
Indes will die italienische Regierung die Gehälter der Spitzenmanager börsennotierter Unternehmen drastisch kürzen. Ein Gesetzesvorschlag sieht mit rund 300.000 Euro Jahreseinkommen eine Obergrenze entsprechend dem Durchschnittseinkommen eines Parlamentariers vor. Das Bruttoeinkommen aller Spitzenkräfte in börsennotierten italienischen Unternehmen liegt derzeit im Durchschnitt bei rund einer Million Euro.
Im Vorjahr führte Roberto Tonioli, Chef des Strichcodescanner-Herstellers Datalogic aus Bologna, die Einkommensliste der Topmanager mit 8,3 Millionen Euro jährlich an. Er verdiente mehr als das Doppelte als Alessandro Profumo (3,48 Mio Euro), Chef der Bank-Austria-Mutter Unicredit. Profumo hat sich übrigens erst am 12. Jänner 2010 exakt 505.974 Unicredit-Aktien zu je 1,59 Euro geleistet. Eine Verwässerung des Entwurfs, der laut Banca-Intensa Chefvolkswirt Gregorio De Felicelaut zur "massiven Auswanderung der Spitzenmanager führen", erscheint wahrscheinlich. (APA, tkb, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 1.2.2010)