Ein aktueller Kontrollamtsbericht über die 12 Spitäler der Stadt Wien zeigt, dass nicht genug gegen die Korruption im Gesundheitswesen getan wird, berichtet das Ö1-Morgenjournal. Immer wieder soll es  fragwürdige Zahlungen von Pharma- und Medizintechnikfirmen an Ärzte geben. Wenn die Pharmaindustrie führenden Ärzten Beraterhonorare oder Vortragshonorare zahlt und etwa Weihnachtsfeiern finanziert, dann geschieht das nicht ohne Hintergedanken.

Die Grünen haben den aktuellen Kontrollamtsbericht in Auftrag gegeben. Österreichische Spitalsträger haben in den vergangenen Jahren versucht, Zahlungen an Ärzte zumindest transparent, also nachvollziehbar zu machen. Wie der Kontrollamtsbericht jedoch zeigt, ist das in den Wiener Spitälern nur zum Teil gelungen. Zahlreiche Ärzte haben der Spitalsleitung nur bekannt gegeben, dass sie "nebenbeschäftigt bei diversen Pharmafirmen" sind. Bei welchen Firmen wurde von den Dienstgebern zum Teil nicht nachgefragt.

SPÖ schwächt ab

Die Grün-Abgeordnete Sigrid Pilz sieht nun massiven Handlungsbedarf. ÖVP-Gesundheitssprecherin Ingrid Korosec sagt, die bisherigen Bemühungen der Wiener Spitäler seien wenig ambitioniert. Die Wiener SPÖ und Krankenanstaltenverbund-Chef Wilhelm Marhold hingegen betonen, dass das Kontrollamt viele Initiativen in den Spitälern positiv erwähnt hat, interne Richtlinien über Spenden und Sponsoring etwa oder bewusstseinsbildende Informationsveranstaltungen für das Spitalspersonal zur Korruptionsvorbeugung. Weitere Verbesserungen seien zudem geplant.

"Wenige schwarze Schafe"

Korruption betreffe nur wenige schwarze Schafe unter den Ärzten, sagt Ärztekammervizepräsident Harald Mayer im Ö1-Journal. Wenn einzelne Ärzte etwa von Patienten Schwarzgeldzahlungen für bessere oder schnellere Behandlung verlangen, werde die Ärztekammer dem nachgehen: "Das ist unanständig, verwerflich und gehört abgestellt."

Ärzten ist Korruption nicht bewusst

Franz Fiedler, ehemaliger Rechnungshof-Präsident und Beiratsvorsitzender von Transparency International, sieht das Problem darin, dass vielen Ärzten nicht bewusst sei, wo Korruption beginnt. Er spricht von einem Einfallstor für Korruption. Was die Bewusstseinsbildung betrifft, sei noch zu wenig geschehen. (red, derStandard.at, 25.1.2010)