Der österreichische Computerpionier Heinz Zemanek feiert am 1. Jänner seinen 90. Geburtstag. Unter seiner Führung wurde von Mai 1956 bis Mai 1958 der erste volltransistorisierte Computer der Welt in Wien gebaut.

"Mailüfterl"

Von IBM in Wien mit einem eigenen Labor ausgestattet - zuvor kaufte IBM der Republik das auf der Technischen Universität (TU) zusammengebaute "Mailüfterl" ab und übernahm wesentliche Teile der Technik für die Entwicklung des ab 1964 sehr erfolgreichen 360er-Rechners - konzentrierte sich Zemanek in weiterer Folge auf Programmiersprachen. Die "Vienna Definition Language" (VDL) und die "Vienna Definition Method" erlangten in den 1970er Jahren Weltruf. 

Vorteile

Äußerlich hatten die frühen Großrechner wenig mit dem heutigen Aussehen von Computern gemein. Keine Tastatur, kein Bildschirm, basierend auf einem Lochstreifensystem: Der binär dezimale Volltransistor-Rechenautomat, vulgo "Mailüfterl", dessen Bezeichnung 1956 auf der ersten deutschen Computer-Tagung in Darmstadt von Zemanek als Vergleich zur damaligen amerikanischen MIT-Computertechnik namens "Wirbelwind" so benannt und von den anwesenden Wissenschaftlern übernommen wurde, bestand aus 3.000 Transistoren, 5.000 Dioden, 100.000 Lötstellen, 15.000 Widerständen und 20 Kilometern Schaltdraht. Er verfügte mit vier Metern Breite und 2,5 Metern Höhe über eine entsprechende Wuchtigkeit. Trotz dieser Größe waren bereits die ersten auf Transistoren-Technik fußenden Computer "klein" zu den herkömmlichen, auf Röhrentechnik basierenden Rechnern. Weitere Vorteile des Transistors waren die sofortige Betriebsbereitschaft, ein geringerer Stromverbrauch und vor allem eine geringe Störanfälligkeit. 


1976 wurde Zemanek vom damaligen Computerriesen zum IBM-Fellow ernannt, was ihm bis 1985 die Möglichkeit brachte, völlig frei in seiner Aufgabenwahl tätig zu sein. 1964 wurde Zemanek zum a.o.Professor ernannt, 1983 zum ordentlichen Professor an der TU berufen. Mitte der 80er Jahre trat Zemanek, der über 50 Jahre auch Vorlesungen an der TU hielt, in den Ruhestand. Über 500 Aufsätze und insgesamt sieben Bücher, darunter etwa "Weltmacht Computer" (1991) oder "Vom Mailüfterl zum Internet" (2001) zeichnen sein umfassendes Schaffen aus. (red)