Richard Grasl teilt die Beobachtung nicht, dass die ÖVP dem neuen ORF-Gesetz und 160 Gebührenmillionen extra vom Bund erst zustimmte, als Grasl als neuer Finanzdirektor des ORF fix war:_„Ich wehre mich dagegen, dass die Gebührenrefundierung mit einer einzelnen Personalentscheidung verknüpft wird." Grasl war nicht der einzige Personalwunsch der Volkspartei, aber der gewichtigste.

Keine "Verknüpfung" zu Pröll

Grasl führte als Chefredakteur das ORF-Studio Niederösterreich, das ausführlich wie kein anderes seinen Landeshauptmann zeigt. Grasl zur APA: „Es gibt weder eine politische noch eine persönliche Verknüpfung zu Erwin Pröll." Der karrierebewusste 36-jährige betont: „Ich mag es nicht, in Schubladen geschoben zu werden, und lasse mich auch nicht politisch zuordnen. Ich bin nie Mitglied einer politischen Partei, einer Vorfeldorganisation oder Bediensteter einer Partei gewesen. Und ich habe mich noch nie politisch engagiert, außer gegen die Einfahrtstraße meiner Wohnsiedlung, die ich gemeinsam mit einer Bürgerinitiative gegen den Willen der dortigen ÖVP verhindert habe."

Grasl gilt als Hoffnung der ÖVP für den ORF-Generalsjob. Heute zu sagen, ob er sich 2011 bewirbt, nennt er "völlig unprofessionell". Und 2016? "Ich befasse mich mit so was nicht. Wissen Sie, was 2016 ist ...?"

Als Finanzdirektor plädiert Grasl unter anderem für eine „rasche Klärung" des künftigen ORF-Standorts, nach dem er „Strukturmaßnahmen" ausrichten will. Er sieht im ORF Bereiche, die „sinnvoll" auszugliedern wären. (fid, DER STANDARD; Printausgabe, 22.12.2009)