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Das F-Wort könnte heute zwo-, dromal gebraucht werden, wenn Bushido den Gasometer füllt.

Foto: Reuters

Wien - Die Quoten von Privatfernsehsendern wie RTL 2 oder ATV dürften heute Abend kurzfristig in den Keller rutschen. Immerhin gastiert der deutsche Rapper Bushido im Wiener Gasometer, und für dieses kulturelle Highlight gibt es noch Restkarten.

Bushido ist der größte Star des deutschen Gangsta-Rap. Dieses Genre, aus dem noch kein Vertreter je eine eigene Idee von innen gesehen hat, ist vom US-amerikanischen Gangsta-Rap abgekupfert.

Da wie dort gilt: Hauptsache große Schnauze, jede dicke Lippe wird riskiert. Zusammen mit eingangs erwähntem, eine gewisse Trübheit förderndem Unterschichtfernsehen ist so eine kulturelle Begleiterscheinung von HartzIV gewachsen, die sich nicht über Solidarität, sondern über die schlimmsten Klischees bezüglich Neureicher definiert. Und im Falle des Berliners Anis Mohamed Youssef Ferchichi - wie Bushido bürgerlich heißt - kommen noch Sexismus, Homophobie und Rassismus dazu.

In der Zielgruppe, meist männliche Unter- bis Mittelschicht, die in Bushido und Konsorten eine der wenigen noch zur Verfügung stehenden Rebellionsmöglichkeiten gegen die Elterngeneration sieht, fruchtet besorgte Aufklärung aber nicht. Dabei sind Bushidos Texte ohnehin zum Fremdschämen, aber unter den Sprachlosen ist der Einsilbige König.

Mit Bushido, mittlerweile millionenschwer, muss man also seit den 1990ern leben. Seine lächerliche Gockelhaftigkeit sollte das Überwinden dieses Phänomens eigentlich erleichtern. Andererseits hat man das auch vor zehn Jahren schon geglaubt. (Karl Fluch, DER STANDARD/Printausgabe, 22.12.2009)