84 Cent Steuern wird Wirtschaftskammer-Präsident Christoph Leitl für seinen mit einem "Mini-Destilliergerät" selbstgebrannten Schnaps zahlen. Er werde das gerne tun, denn "der Finanzminister hat jeden Cent nötig", meint er im Interview mit Hans Rauscher mit einem breiten Grinsen.

Parlament als Verursacher der hohen Staats-Defizite

Das Lächeln verfliegt schlagartig, wenn Leitl auf die staatlichen Defizite und ihre Verursacher angesprochen wird. Diese seien genau vor einem Jahr "in einem außer Rand und Band geratenen Parlament" entstanden, in welchem kurz vor der Wahl "alles, was gut und teuer ist ohne Rücksicht auf künftige Auswirkungen" beschlossen worden sei. 

Für Abschaffung der Hacklerregelung

Konkret spricht Leitl die Hacklerregelung an. Diese "undifferenzierte Regelung" koste 1,5 Milliarden Euro und man sollte über ihre Abschaffung diskutieren. Als "Pensionisten-Schreck" will der Präsident deshalb nicht bezeichnet werden, aber bei einer Null-Inflation sollte man sich schon die Frage stellen, ob die Wünsche nach zwei Prozent Abgeltung legitim sind.

Für Verwaltungsreform

"Entweder wir holen jetzt aus der Bürokratie Milliardenbeträge raus, oder wir trauen uns nicht drüber, dann werden aber alle in zwei, drei Jahren zur Kassa gebeten werden", mit diesen Worten plädiert Leitl eindringlich für eine Verwaltungsreform. Jeder Politiker, der diese nicht mit Entschlossenheit anginge, mache sich mitverantwortlich für kommende Steuererhöhungen.

Wien statt Brüssel

Dass er, wie zuletzt kolportiert wurde, den Posten des EU-Kommissars für Österreich übernehmen könnte, würde Leitl zwar "reizvoll" finden, der Wirtschaftskammer-Präsident sieht seine "Verantwortung" in Zeiten der Krise jedoch in Österreich. (rasch, derStandard.at, 9.9.2009)