Stummer Protest mit religiösen Symbolen: Das Ambulatorium am Fleischmarkt ist immer wieder Ziel von AbtreibungsgegnerInnen.

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Diözesanbischof Klaus Küng und Christoph Kardinal Schönborn wollen wieder einmal über die Fristenlösung reden. Die Wiener Stadträtin Sonja Wehsely (SP) hält diese Regelung für "unantastbar" und lädt zum Empfang anlässlich 30 Jahre "pro:woman".

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Wien/St. Pölten – Den Ärger der römisch-katholischen Kirche hat sich die Wiener Stadtregierung mit einem Abendempfang im Stadtsenatsitzungssaal des Wiener Rathauses am 3.September zugezogen. Anlass für die Feier samt Jazzband ist das dreißigjährige Bestehen des Ambulatoriums für Sexualmedizin und Schwangerenhilfe "pro:woman" – bekannt als Ambulatorium am Fleischmarkt und immer wieder Ziel von AbtreibungsgegnerInnen.

Grund genug also, dass Wiens Bürgermeister Michael Häupl (SP) jüngst ein erboster Brief des Wiener Erzbischofs Christoph Kardinal Schönborn in Rathaus flatterte. Durch eine solche Veranstaltung werde deutlich gemacht, dass es "offenbar keinen Konsens im Hinblick auf den Schutz des menschlichen Lebens von der Empfängnis an gibt", kritisiert Schönborn in dem Schreiben, das am Donnerstag veröffentlicht wurde. Statt einer Festveranstaltung für ein Abtreibungsambulatorium wäre es an der Zeit, "dass wir uns an einem 'runden Tisch' zusammensetzen, um über die Verwirklichung jener flankierenden Maßnahmen zur Fristenregelung zu reden, die Bundeskanzler Bruno Kreisky 1974 (!) zusagt hat", schreibt Schönborn an das Stadtoberhaupt.

Eine reiche Gesellschaft wie die österreichische, eine "blühende Stadt" wie Wien müsse Rahmenbedingungen schaffen können, damit Frauen sich "nicht gedrängt fühlen", eine Abtreibung in Betracht zu ziehen.

Wehsely: "Indiskutabel"

Unterstützung für den Kardinal kommt vom St. Pöltener Diözesanbischof Klaus Küng, innerhalb der österreichischen Bischofskonferenz verantwortlich für die Bereiche Ehe, Familie und Lebensschutz. Das 30-jährige Bestehen einer Abtreibungsklinik, "in der tausende Kinder ums Leben gekommen sind, kann doch kein Grund zum Feiern sein", kritisiert Küng. Es sei daher die Feierstunde "ein völlig falsches Signal in einer Zeit, in der es so wichtig wäre, den Menschen Mut zu einem entschiedenen Ja zum Leben zu machen". Und dieses Signal gebe noch dazu Bürgermeister Häupl selbst.

Häupl selbst war bei der Feier nicht dabei, dafür Gesundheitsstadträtin Sonja Wehsely (SP), die offiziell zu dem Empfang einludt. Ihre Reaktion auf die Beschwerde der Bischöfe fiel auf Anfrage des Standard deutlich aus: Das Recht der Frauen auf Selbstbestimmung über sich selbst und ihren Körper sei für sie und die SPÖ unantastbar – und damit jeder Versuch, den straffreien Schwangerschaftsabbruch infrage zu stellen, "indiskutabel". (Andrea Heigl, Markus Rohrhofer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 29.8.2009)