Bild nicht mehr verfügbar.

Weg mit dem Speck dank braunen Fetts? Zwei Proteinschalter könnten für Schlankheit sorgen.

Foto: REUTERS/Toby Melville/Files

Boston - Fettleibigkeit hat in den Industrieländern längst epidemische Ausmaße angenommen, und zwar rasant, wie eine neue Studie in der Fachzeitschrift "Health Affairs" klar macht: Der Anteil der Fettleibigen an der US-Bevölkerung sei von 18,3 Prozent im Jahr 1998 auf 25 Prozent im Jahr 2006 gestiegen. Die Behandlungskosten von Krankheiten durch Übergewicht nahm parallel dazu um 89 Prozent auf umgerechnet 103 Milliarden Euro zu.

US-Forscher vom Dana-Faber-Krebsinstitut in Boston haben nun womöglich einen Ansatz gefunden, wie man der Verfettung Herr werden könnte. Bei Experimenten mit Mäusen habe die Strategie bereits Wirkung gezeigt, berichten die Forscher in der heutigen Ausgabe der Wissenschaftszeitschrift "Nature" (online vorab).

Der Schlüssel dazu liegt im sogenannten braunen Fett. Im Unterschied zum weißen Fett, das sich nach übermäßiger Kalorienzufuhr vor allem im Bauch- und Hüftbereich ansammelt und von da aus für typische Krankheiten sorgt, sind braune Fettzellen "gesund": Sie enthalten viele Mitochondrien (die Kraftwerke der Zellen), die Zucker zu Energie verbrennen.

Nachdem das Forschungsteam um Bruce Spiegelman bereits 2007 ein Protein (PRDM16) entdeckt hatte, das als Schalter zur Herstellung braunen Fetts dient, fanden die Forscher mit C/EBP-beta nun noch ein zweites, das gemeinsam mit dem ersten alle möglichen Zellen in braunes Fett umwandelt. Das ließ sich nun an Hautzellen von Mäusen aber auch an Zellen aus der Vorhaut menschlicher Babys zeigen. In einem zweiten Schritt transplantierten sie diese Zellen mit den eingeschleusten Proteinen in Mäuse, wo sie braunes Fettgewebe herstellten. 

Spiegelman ist zuversichtlich, dass solche Strategien auch beim Menschen einsetzbar sind: entweder dadurch, dass man Gewebe entnimmt, ihm die Proteine einschleust und es wieder einpflanzt. Womöglich findet man aber auch ein Hormon, das die Produktion braunen Fetts anregt. (tasch/DER STANDARD, Printausgabe, 30. 7. 2009)