Mundwinkel nach oben.

Foto: Wolf-Dieter Grabner
Grafik: DER STANDARD

Der Physiker Nikola Tesla war ein genialer Kopf, litt aber unter chronischem Geldmangel. Aus finanziellen Gründen musste er 1905 und 1922 sein Labor schließen. Ein finanzielles Debakel drohte auch dem genialen Elektrofahrzeug-Konzept des US-Autobauers Tesla. Für Erleichterung sorgt bei der jungen Firma nun aber die Aussicht auf die millionenschwere Finanzspritze aus dem Department of Energy, die in wenigen Monaten stehen soll. Szenenwechsel. Rein in den Wagen. Steht man mit dem Fuß am Gas, sind die Finanzen nämlich sofort egal. In nur 3,9 Sekunden sprintet der Tesla von 0 auf 100 km/h, exakt jener Wert, den auch der Porsche 911 Turbo mit 480 PS erreicht. Spitze rund 200 km/h, Dauer-Vmax: 160 km/h.

Foto: Wolf-Dieter Grabner

Der Tesla ist weniger für die Autobahn als viel eher für den städtischen Stop-and-go-Verkehr gebaut. Er ist ein Zweit-, Dritt- oder Zehntauto. Ein Sportwagen, keine Familienkutsche. Und wer sich über den kleinen Kofferraums alteriert, hat für den Spaß der Beschleunigung keinen Sensor. Der Tesla ist nämlich ganz anders. Er zeigt die auftretenden "g" im Cockpit an.

Ist die Traktionskontrolle erst einmal ausgeschaltet, schießen die Mundwinkel gleich schnell nach oben wie der Tesla nach vorn.
Foto: Wolf-Dieter Grabner

Dort findet man auch den Ladungszustand der Lithium-Ionen-Akkus, wie viel Ampere aus ihnen gesaugt oder durch die Brems- energie-Rückgewinnung wieder erzeugt werden. Das 450 Kilogramm schwere Akku-Pack kostet 22.000 €, verfügt über eine Drei-Jahres- oder 60.000-km-Garantie – eine Erhöhung auf fünf Jahre, 160.000 km ist geplant. Erreicht der Akku nur mehr eine Kapazität von 70 Prozent, wird getauscht, um als Speicherbatterie weiterzuleben, bevor er zerlegt und rezykliert wird.

Tanken daheim an der Steckdose.
Foto: Wolf-Dieter Grabner

Geladen werden die 53-kW-Akkus an der Haushalts-Steckdose in 16 Stunden, mit Starkstrom in acht Stunden oder in 3,5 Stunden mit 64 Ampere. Die vollen Akkus reichen im Standard-Setup für 393 km. Nach dem dreistündigen und flotten Standard-Test hatten die Zellen noch eine Ladung von 80 Prozent. Obwohl wir sowohl Strom zum Fahren als auch für Licht und Heizung abzogen. Dank Alu-Chassis und Carbon-Hülle wiegt der Elektro-Supersportler nur 1238 kg – ist auch wichtig fürs Heizen. Vom Benzin-Bruder Lotus Elise wurden übrigens sieben Prozent der Bauteile komplett übernommen.

Danach im Foyer der eigenen Wohnung einsteigen und losfahren, raus ins Straßenreich: nette Perspektive für den Aufbruch in eine neue Mobilitätsära.
Foto: Wolf-Dieter Grabner

Nicht übernehmen wollte man sich bei Tesla mit Radnaben-Motoren. Also verbaute man einen Elektromotor, der die Hinterräder antreibt und das sportliche Fahrgefühl unterstreicht. Und wer das Konzept des endorphinausschüttenden Drehmoments verstanden hat, dem fehlt weder Klang noch Gestank. Wenn auch die 50.000 € Reservierungsbeitrag nicht fehlen, kann man schon heute seinen Tesla unter www.teslamotors.com reservieren, bevor im Juni die erste Tesla-Filiale in München öffnet. Den Import und Vertrieb für Österreich erledigt Tesla selbst – ein Tesla-Store in Wien ist in Planung. (Guido Gluschitsch/DER STANDARD/Printausgabe/20.2.2009)